26
Jan
2010

Noch eine Woche

Man, ist das arktisch, -17°C heute Morgen. Was für ein Winter ...
Nun ist es amtlich: In einer Woche beginnt die Therapie für meinen Sohn. Ich hoffe sehr, dass es auch klappt. Gestern, zum Vorgespräch, ist mein Kind mal wieder nicht mitgekommen, also musste meine Ex allein hinfahren. Das Gleiche kann natürlich nächste Woche auch passieren. Keine Ahnung, was wir dann machen sollen, auch die Klinik hat keine Idee dazu, weil es keine Zwangseinweisung ist.
Um dem aber vorzubeugen, wollen wir eine zweite vertraute Person mit hinzuziehen, nämlich die Mutter seines besten Kumpels. In Gegenwart "Fremder" verhält er sich gewöhnlich anders und zurückhaltender als in Familie. Vielleicht hilft das. In jedem Fall werden es harte acht Wochen. Zum Glück macht dann zumindest mein Studium Pause, sodass ich etwas mehr Zeit habe für Besuche etc.
Paulaline - 26. Jan, 10:00

Juchuuu...
Das ist immerhin schon toll, daß er endlich einen Platz habt!!!!

Ich drücke ganz fest die daumen, daß er dann auch dort hingeht.

Herr B. - 26. Jan, 10:05

Ich danke Dir. Ja, wenn wir diesen Schritt noch schaffen und er erst einmal da ist und anfängt, dann haben wir einen wichtigen Schritt geschafft. Von Freitag zu Samstag ist er noch mal kurz bei mir, dann werde ich auch noch mal in Ruhe mit ihm sprechen, ohne jedoch zu nerven oder zu drängen. Letztlich muss er einsehen, dass es um _ihn_ geht und er selbst wollen muss.
Paulaline - 26. Jan, 10:53

Oh, den wichtigsten Schritt habt ihr ja schon dadurch geschafft,
dass ihr das Problem erkannt habt und einen Platz besorgt. Wie
viele Eltern - gerade getrennt - würden da eher den Kopf in den Sand
stecken?

Und er, er sieht ja doch auch, daß er ein Problem hat. Natürlich wird er
jetzt Angst davor haben, dort hinzugehen und das letzte bißchen Sicherheit
(nämlich zuhause sitzen) auch aufgeben. Doch es ist schön, dass du viel Zeit
hast und ihn besuchen kannst.
Herr B. - 26. Jan, 10:59

Na ja, mit dem Besuchen ist das so eine Sache. In der Woche wird das nicht gehen, denn es sind über 100km, und die Besuchzeit ist so knapp, dass ich das nicht schaffe. Aber zumindest an den ersten beiden Wochenenden, an denen er nicht nach Hause darf, kann ich hinfahren. Ansonsten müssen wir uns leider auf Telefonate beschränken.
Sein Problem sieht er schon, aber die Angst vor der Trennung in der Klinik wird von Tag zu Tag größer. Da hilft auch Reden kaum.
Raine - 26. Jan, 10:27

Es ist auf alle Fälle das beste für ihn, damit er irgendwann wieder normal leben kann.
Ich find es traurig, dass so ein junger Mensch schon solche inneren Probleme hat. Ich wünsch ihm wirklich, dass es ihm bald wieder besser geht und dir und deiner Ex viel Kraft!

Herr B. - 26. Jan, 10:32

Das können wir brauchen, vielen Dank.
Ich finde das auch dramatisch, zumal es ziemlich ansatzlos begann. Sicher, da wird sich Einiges aufgestaut haben, inkl. der ganzen Trennungssituation. Aber dass es so schlimm sein würde, habe ich nicht erwartet ... :-(
flyhigher - 26. Jan, 10:49

sowas erwartet man nie, und trotzdem passiert's. Ich finde es gut, dass ihr das Problem und die davon ausgehende Gefahr erkennt und euch so intensiv kümmert. Ich drücke euch beide Daumen, dass der Klinikaufenthalt zum gewünschte Ergebnis führt - Arbeit bleibt allemal noch genug, auch danach! Von heut auf morgen wird sowas nicht wieder gut.
Herr B. - 26. Jan, 10:56

Ja, da hast Du Recht. Und natürlich lässt sich so ein schwerwiegendes Problem nicht abschließend in acht Wochen klären. Aber es ist hoffentlich ein guter Einstieg zurück ins "normale" Leben. Zum Glück hat er ein paar gute Freunde, die auch jetzt Kontakt zu ihm halten und denen er auch von seinen Problemen erzählt hat. Sonst hätte er in den letzten Wochen völlig abgeschirmt von der Außenwelt gelebt.
AmnesiaGirl - 26. Jan, 12:05

Hallo!

Ich sitz hier grad mit einem arg dummen Gesichtsausdruck vor dem PC...
Erstmal - dass ihr euch so klasse um euer Kind kümmert, verdient höchste Anerkennung. Wie schwer es ist und wie hilflos man sich in so einer Situation vorkommt, habe ich an meinen Eltern gesehen. Vor einem Jahr war bei mir der Punkt erreicht, an dem dein Sohn wohl auch ist, 5 Monate vor dem Abitur habe ich es nicht mehr geschafft zur Schule zu gehen und mich völlig abgekapselt.
Ich wünsch euch viel Kraft und Zuversicht für die Therapie, sie ist bestimmt der richtige Weg, das merk ich auch an mir!
Lieben Gruß von Fräulein Amnesia

Herr B. - 26. Jan, 12:13

Danke Dir für die Aufmunterung, das macht Mut. Wann war denn bei Dir der Punkt erreicht, als Du selbst merktest, dass _Du_ was tun musst? Mein Kind ist ja erst 12, ich denke, er hat da noch eine andere Sichtweise, aber trotzdem ist das wohl die Voraussetzung, um sich überhaupt erfolgreich helfen zu lassen.
Dauert Deine Therapie noch an oder kommst Du inzwischen ohne Hilfe klar? Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute! Was machst Du inzwischen?
Leslie House - 26. Jan, 14:41

Schön mal wieder was von Dir zu hören. Auch wenn es aus diesem Anlass ist.
Hoffe, dass Euer Sohn die Therapie annimmt und sie ihm hilft.
Ganz viel Kraft weiterhin für Dich!
Herr B. - 26. Jan, 15:04

Vielen Dank! Ich hoffe, die Therapeuten und Betreuer dort finden einen Weg zu ihm und er öffnet sich auch mehr, als er das bis zuletzt bei seinem bisherigen Therapeuten getan hat. Das wäre schon eine Menge wert.
AmnesiaGirl - 26. Jan, 18:08

Vom Kopf her war mir die ganze Zeit klar, dass ich mir Hilfe suchen müsste. Ebenso wie ich jeden Morgen gedacht habe "Du musst jetzt aufstehen!"... nur lag ich halt zwei Stunden später immer noch da. Es hat gut zwei Monate gedauert, bis ich anfing mich um Schadensbegrenzung zu bemühen. Erst kam der Papierkrieg mit dem JobCenter dran, danach hat die Sachbearbeiterin dort einen Termin bei einer Beratungsstelle für mich ausgemacht, so dass ich seit Ende November in Therapie bin. Ein Klinikplatz ist als nächstes dran, denn obwohl es im Augenblick leichter ist mich dem Alltag zu stellen, versteck ich mich immer noch sehr in dem Schneckenhaus, das aus meinem Bett, Büchern, Internet und Musik besteht.
Aber ich glaub mittlerweile daran, dass die Angst und die Apathie zu überwinden sind. Wenn euer Sohn in der Therapie merken wird, dass es nicht darum geht, dass er versagt hätte oder zu schwach wäre, sondern ihm vielmehr nahegebracht wird, was für Mechanismen in seinem Körper die Kontrolle übernommen haben und wie er damit umgehen kann, wird die erste Erleichterung eintreten. Dieser erste Schritt ist imho echt der Schwerste.
Danke auch für die guten Wünsche... ich beende den Roman hier erstmal. :)
Herr B. - 26. Jan, 19:21

Ich denke, dieses "Du musst aufstehen" war bei ihm auch lange zu spüren, aber es wurde immer schwächer. Und über diese Mechanismen hat er in den Wochen, seitdem seine Probleme ans Tageslicht kamen, schon mit seinem Therapeuten gesprochen. Aber so etwas dauert natürlich, bis es im Kopf ankommt, und Veränderungen lassen sich halt leider nicht von heute auf morgen erzielen. Und zum Schluss ging er nicht mal mehr dort hin ... Ich bin schon froh, dass er überhaupt noch Besuch bekommt und es Kumpels gibt, denen er vertraut. Ist ja auch für ihn nicht leicht, sich zu offenbaren.
Wie stehen denn die Chancen auf einen baldigen Klinikplatz für Dich? Ich hab zwar gehofft, dass es bei meinem Sohn schnell geht, aber man weiß ja nie. Schön, dass Du den Glauben noch hast und und den Willen, das Schneckenhaus wieder dauerhaft zu verlassen. Das Internet hilft zwar ein wenig über die Einigelung hinweg, ersetzen kann es aber eben das reale Leben nicht (ist ja auch gut so ;-)).
Ich drücke Dir jedenfalls die Daumen, dass Du auf Deinem Weg voran kommst! Danke für Deine ausführliche Antwort. Ist gar nicht so einfach, mal mit jemandem Kontakt aufzunehmen, der solche Erfahrungen schon selbst gemacht hat.
Blitzi - 26. Jan, 14:52

Na Gott sei Dank, das ging ja schneller als ich gedacht hatte. Hat das Daumendrücken doch geholfen. Den Rest, ihn da hin zu bekommen, schafft ihr auch. Die Idee mit der Mutter ist toll und wohl durchdacht. Klasse. Ihr schafft das!!!! Ich drücke Euch weiterhin ganz fest die Daumen. *drückdichmal*

Herr B. - 26. Jan, 15:05

Lieb von Dir! Ich hatte es zwar gehofft, aber sicher war ich mir auch nicht, wie lange es nun dauert. Jetzt muss mein Sohn "nur noch" mitziehen ...
alex_blue - 27. Jan, 11:35

Von mir auch ein "schön, mal wieder von Dir zu lesen !"
Und natürlich auch die besten Wünsche, daß das im Guten anfägt und Eurem Sohn auch was bringt !

Herr B. - 27. Jan, 11:51

Dankeschön :-) Ist etwas viel im Moment mit vier Klausuren und den Sorgen mit meinem Sohn ... Da kommt das Bloggen einfach zu kurz.
mamakrause - 27. Jan, 20:02

ja, von mir auch die besten Wünschen für Euch!
Herr B. - 27. Jan, 20:04

Danke Dir! Hab gerade über eine Stunde mit meiner Ex geredet, um die letzten Details, Besuchszeiten usw. zu klären. Nun muss er "nur noch" hinfahren ...
mamakrause - 27. Jan, 20:07

Ich drück euch die Daumen, das es klappt!
Leslie House - 29. Jan, 09:34

Ich denke, die erste Zeit wird er sich dagegen "wehren". Aber wenn er dann da ist, kommt es hoffentlich so, dass er merkt, dass es so einfach nicht weitergehen konnte. Und dass es ihm gut tut, dort zu sein.
Kann man zwar nicht wirklich vergleichen, aber die Tochter meiner Kollegin hat ja seit 2 Jahren Magersucht, ist in ambulanter Therapie bisher...die aber nicht wirklich hilft.
Vor kurzem ist sie zusammen gebrochen und wurde in die Uni eingeliefert....in eben eine spezielle Abteilung für Essgestörte.
(Sie ist übrigens 14 Jahre...also angefangen hat das mit 12)
Die ersten Tage war alles schrecklich. Sie wollte nicht da sein, nicht mit machen, hat geheult, gewütet, getobt, gefleht...hat dies und das versprochen, dass sich alles ändert, wenn die Eltern sie nur wieder mitnehmen....aber die sind hart geblieben.
Schlimm waren die Momente, wo sie ihrer Mutter sagte "ich hasse dich, ich will nie wieder zu dir und Papa zurück, ich hab keine Eltern mehr!"......da muss man dann als Elternteil erst mal mit umgehen. Weil das tut weh. Aber man muss ich sagen: Das ist nicht mein Kind, was da redet - sondern die Krankheit!
(Ggf. kommen solche Aussagen auch auf Euch zu)

Und jetzt, nach ein paar Wochen, ging es ihr viel besser. Sie hat sogar freiwillig verlängert, weil sie gemerkt hat, dass es ihr hilft.

Hoffe echt, dass Deinem Sohn geholfen werden kann.

Aber das WARUM, also der Grund, warum das alles bei ihm so gekommen ist, ist noch nicht wirklich klar definiert, oder?
Herr B. - 29. Jan, 09:43

Nein, so ganz eindeutig ist der Grund nicht bestimmt. Er meint zwar, dass die verbalen Attacken einer Lehrerin das ausgelöst haben sollen, aber ich könnte mir vorstellen, dass das nur das I-Tüpfelchen war. In jedem Fall fürchte ich auch, dass es zu ähnlichen Situationen kommen kann, wie von Dir beschrieben. Das fängt am Dienstag schon an, wenn es darum geht, überhaupt hin zu fahren und dort zu bleiben. Nicht zu vergessen die Wochenenden, wenn es dann wieder heißt, zurück zur Klinik zu fahren.
Dort in der Klinik gibt es auch einen Time-Out-Raum, ein bisschen erschreckend, aber sicher für alle Beteiligten wichtig, um Kinder selbst und das Umfeld zu schützen, wenn die mal komplett ausrasten ...
Solche "Aussagen" kommen übrigens jetzt schon .... Sein ganzes Leben wäre ja versaut und sinnlos, er hätte keine Familie usw. Daher denke ich auch, dass unsere Trennung damals ganz sicher noch nicht verarbeitet ist und eine Rolle spielt. Hoffentlich kann man das alles ein wenig aufarbeiten. Dem bisherigen Therapeuten ist das noch nicht gelungen.
Lilli2412 - 29. Jan, 18:41

Hui, ich lese das erst jetzt.
Gut, dass es jetzt doch schnell geht mit der Aufnahme.
Und ich glaube und befürchte auch, dass es so laufen könnte, wie von Leslie beschrieben. Da müsst ihr ganz stark und hart bleiben, wenn er nicht mit will, lasst euch diesbezüglich nicht beirren, auch wenn es furchtbar schwer ist, ich befürchte, er wird spätestens am Abreisetag alle Register ziehen!! Es ist mittlerweile schon so viel Zeit vergangen, in welcher sich seine Angst verfestigen konnte, er muss dringend da raus aus der Spirale und das geht einfach nur noch, wenn er sich in Behandlung begibt.
Sorry für meine etwas harten Worte, ich möchte euch als Eltern keine Angst machen aber ich glaube auch, dass es für ihn das Wichtigste ist, sich seinen Problemen zu stellen, sonst wird es vermutlich eher schlimmer als besser.
Ich drücke euch die Daumen, dass es klappt mit der Aufnahme und wünsche euch sehr, dass eurem Sohn geholfen werden kann.
Viele liebe Grüße!
Herr B. - 29. Jan, 19:16

Danke für Deinen Kommentar. Wir warten jetzt einfach mal ab. Heute Abend ist er gerade noch mal hier. Momentan ist er ganz entspannt. Dienstagmorgen sieht das sicher anders aus, trotzdem hoffe ich, dass er er zumindest erst mal hinfährt und anfängt. Alles Andere wird sich dann zeigen ...
viennacat - 2. Feb, 21:42

ich halte dir einfach die daumen, daß es gut geht. ganz fest mache ich das.

Herr B. - 2. Feb, 21:47

Das ist sooo lieb von Dir, danke! Und vorab: Der Anfang ist gemacht! Heute ist er eingezogen und momentan ist alles erst einmal in Ordnung: eine supernette Therapeutin, die für ihn da ist, ein "cooler" Zimmergenosse ... Die Voraussetzungen stimmen also, nun muss "nur noch alles gut werden" :-)
Lilli2412 - 4. Feb, 08:24

Uff - ich bin sehr froh, dass die Aufnahme geklappt hat und er da geblieben ist!
Nun wünsche ich ihm und euch, dass es wieder aufwärts geht!
Herr B. - 4. Feb, 08:33

Danke Dir! Das Telefonat gestern war nicht so positiv (Kinder doof, Erzieher doof, meckern immer ...), aber ich schiebe das mal auf die völlig neue Situation, den stringenten Tagesablauf usw. Hoffen wir mal, dass er sich daran gewöhnt.
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