16
Jun
2009

Noch eine Entscheidung

Mein Sohn hat jetzt die Wahl, ob er die lat. oder franz. Sprache lernen will. Mal abgesehen davon, dass er in einem Fall "allein" in der neuen Klasse wäre und im anderen Fall einige seiner Mitschüler wiedersähe - ich kann keine der Sprachen, also was ist wohl leichter oder aus anderen Gründen ratsam? Ich bin untentschlossen, sage mir, dass L. vielleicht leichter, weil logischer ist und u. U. für verschiedene Studiengänge von Vorteil. Mit Franz. kann man aber im Alltag möglicherweise eher etwas anfangen ...
Raine - 16. Jun, 09:25

Ich hab beides gelernt und muss sagen, dass ich sehr glücklich darüber war, dass ich mit dem großen Latinum aus der Schule kam. Aber das liegt daran, dass ich Geschichte studiere. Französisch hingegen kann ich kaum noch. Ich kann kurze Texte lesen, aber die auch eigentlich nur durch meine Lateinkenntnisse.
Aber dein Sohn sollte das einfach selbst entscheiden. Schließlich muss er die Motivation haben, die Sprache zu lernen.

Herr B. - 16. Jun, 10:01

Das stimmt natürlich, aber ich würde ihm gern ein paar Argumente an die Hand geben. Schließlich kennt er auch beide Sprachen überhaupt nicht, und die Eltern ebenso wenig.
Raine - 16. Jun, 20:39

Wie ich in den Kommentaren unter mir schon gelesen habe, raten dir die meisten zu Latein.
Und ich schließe mich an. ;-)
Es schafft Grundlagen für alle romanischen Sprachen und ist einfach zu lernen. Und wenn er eh kein großer Sprachenfan ist, wird ihm vermutlich ein "Großes Latinum" auf dem Zeugnis mal mehr nützen, als ein nie mehr verwendetes Französisch.
Herr B. - 16. Jun, 20:41

Ich habe mir sagen lassen, dass es keine Unterschiede mehr zwischen klein und groß gibt. Aber das ist ja auch egal, mir ging es um den Grundsatz. Und da sind sich hier offenbar alle einig :-)
kittykoma - 16. Jun, 09:29

latein, so tot die sprache ist. ich habe mit 8 jahren französischunterricht zwar auch wenig schwierigkeiten, andere romanische sprachen zu verstehen und mich verständlich zu machen, aber latein wäre die bessere grundlage gewesen. und es ist so hinreißend logisch.
abgesehen davon, daß viele studienrichtungen das große latinum verlangen.

Herr B. - 16. Jun, 10:03

Ich tendiere eigentlich auch dazu und werde ihm auch in diese Richtung raten. Mir persönlich, dem Sprachen leicht fallen, gefällt Franz. besser, weil der Klang so toll ist. :-)
bartynova - 16. Jun, 09:30

Beides geht nicht?
Hmmmm.
Aus heutiger Sicht weiß ich für mich: Latein hat immer noch den Beigeschmack der höheren Bildung, was manchmal sehr hilfreich sein kann, insbesondere bei einigen Studiengängen. Außerdem hilft es tatsächlich beim Erlernen anderer romanischer Sprachen. Leider ist bei den Kleenen ja noch gar nicht absehbar, was da mal draus wird...
Französisch hatte ich auch, und ich muss sagen: es ist einfach super, Fremdsprachen zu können. Es ist genial, in anderen Ländern und mit fremden Menschen kommunizieren zu können. Und da bin ich sehr froh, das in der Schule gelernt zu haben.
Was den Schwierigkeitsgrad betrifft: ich persönlich glaube, das nimmt sich nicht viel. Bei beiden musst du Grammatik pauken, bei beiden Vokabeln lernen.

Nicht sehr hilfreich, ich weiß. Wie oben schon angedeutet: ich würde versuchen, beides zu machen...

Herr B. - 16. Jun, 10:05

Beides geht im Moment nicht, die 3. Sprache kann man erst ab der 9. Klasse lernen.
Ich hätte vermutet, dass Latein leichter ist, weil es logisch ist. Aber klar, pauken muss man in jeder Sprache :-)
Natürlich spielt für mein Kind auch das Argument der Mitschüler eine Rolle, wer wollte es ihm verdenken. Das würde dann allerdings für Franz. sprechen ...
Kratzbürste - 16. Jun, 09:31

Ich hatte ja Latein. Und ich muß sagen, daß es mir wirklich einiges gebracht hat. Man kann sich einfach wahnsinnig viel herleiten. Und es war auch nicht sooo schwer. Gegen Französisch hatte ich immer eine Abneigung.
Aber was ist das denn eigentlich für ein Gymnasium? Ein Naturwissenschaftliches? Weil dann würde er mit der Sprache auch auch wählen, ob er z.B. mehr Physik hat oder später noch eine zusätzliche Sprache dazukommt. So war das zumindest bei mir damals. Die, die Französisch gewählt hatten, konnten später noch Spanisch dazuwählen.
Spanisch wird noch nicht angeboten? Dann würde sich für mich nämlich die Frage gar nicht stellen.

Herr B. - 16. Jun, 10:08

Ja, es ist naturwissenschaftlich ausgerichtet, völlig richtig. Spanisch wird allerdings überhaupt nicht angeboten. Latein hatten wir damals vor allem aus taktischer Erwägung gewählt, weil dort erfahrungsgemäß weniger Anmeldungen eingehen. Jetzt hätte er aber aus organisatorischen Gründen die Möglichkeit, sich doch noch anders zu entscheiden. Und nun grübelt er und die Eltern mit ...
Stellar - 16. Jun, 10:16

Vor der Entscheidung stand meine Stieftocher auch vor kurzem.
Zwar haben wir französische Verwandte, aber ich habe ihr zu Latein geraten (obwohl ich beide Sprachen nicht beherrsche)
Ich finde, mit Latein kann man mehr anfangen.
Google mal nach "warum latein lernen", da gibt es viele Interessante Seiten mit guten Argumenten.
Z.B. dieser hier http://www.humanismus-heute.de/latein/latein.htm

Herr B. - 16. Jun, 10:23

Danke Dir für den Tipp, werde gleich mal stöbern. Ich denke auch, dass zumindest für die berufliche Entwicklung Latein besser ist. Ich persönlich fände es wegen der Herleitung von Begriffen spannend, für den Alltag und wegen der schönen Sprache fände ich allerdings Franz. besser. :-)
claudi_stern - 16. Jun, 10:58

Also von mir eine ganz klare Antwort (Einschränkungen dann weiter unten): Latein. Französisch ist soweit ich das von anderen höre (denn ich selbst habe es wegen meiner Vorliebe für "harte" Sprachen a la Spanisch und Italienisch nie gelernt) sehr viel schwerer. Und mit Latein hast Du einfach eine gute Grundlage für andere Sprachen und Fremdwörter.
Beruflich sehe ich eigentlich nicht wirklich einen Vorteil. Ich glaube da verbaut man sich (wenn man nicht gerade was spezielles wie Geschichte oder sowas studieren will) nicht viel, wenn man es nicht nimmt.
Aber - und das ist das wichtigste, egal was hier ein jeder rät - ihm muss es liegen. Manche kommen mit Französisch super klar, andere mit Latein. Was er für ein Typ ist, weiss ich nicht. Aber das sollte die wichtigste Frage sein. Ich weiss nur, dass ich zu letzterer Gruppe gehöre und Latein ja bis zum Abi und sogar als mündliches Prüfungsfach genommen habe. Dafür habe ich aber auch viele meiner Mitschüler leiden sehen und sich mit Ach und Krach durch die Stunden und Klausuren hangeln sehen - das war die Mehrheit. Latein - zumindest denke ich dass es so ist - ist glaub was für die Logiker in uns.

Herr B. - 16. Jun, 11:03

Da ich als Laie Latein als die klarer struktierte Sprache empfinde, nehme ich an, dass ihm die mehr liegen dürfte. Natürlich braucht es in beiden Sprachen Vokabeln, aber ansonsten hast Du wohl Recht. Ich hätte damals in der Schule gern Franz. gelernt, weil es sich sooo toll anhört. Ging aber leider bei mir nicht.
alex_blue - 16. Jun, 11:19

Ich finde es ja total überraschend, daß hier nahezu alle für Latein plädieren ! Hätte ich wirklich nicht erwartet.

Ich selbst hatte auch Latein als 2. Fremdsprache, da ich sprachlich ziemlich desinteressiert und wohl auch nicht sonderlich talentiert war, und da war Latein das eindeutig geringere Übel. Meiner Einschätzung nach ist Französisch sehr viel schwerer, weil da die nicht zu unterschätzende Aussprache hinzukommt.
Ich hab es dann noch nichtmal als 3. Sprache genommen....

Wie kommt Dein Sohn denn mit Englisch zurecht ? Davon würde ich es abhängig machen. Wenn ihm das Spaß macht und leicht fällt, sollte wohl Französisch auch klappen, so meine Einschätzung.

Herr B. - 16. Jun, 11:24

Der Aspekt Aussprache spielt für mich auch eine Rolle, noch dazu, wo ihm die Eltern dabei nicht helfen können.
Mit Englisch ist es so eine Sache - leider ist die Lehrerin in dem Fach nicht sein Ding, sodass er öfter abschaltet und ihm eine Menge Grundlagen fehlen. Die versuche ich jetzt Schritt für Schritt nachzuholen. Dabei habe ich den Eindruck, dass es ihm zumindest nicht so zufliegt wie mir. Das würde dann wohl auch für Latein sprechen ...
Feuerpferd - 16. Jun, 12:39

Besucht Dein Sohnemann jetzt die 5. Klasse? Meine Feuerwidderin startete mit Englisch als 1. Fremdsprache und hat in der 5. Klasse Schnupperlatein belegt. Jetzt vor den Sommerferien hat sie sich selbst für Latein als 2. Fremdsprache ab Klasse 6 entschieden.

Die Lateinlehrerin hat uns ganz klar die Unterschiede von Französisch und Latein herausgestellt - Latein wird nicht gesprochen, bringt eher viel für die anderen naturwissenschaftlichen Fächer und bringt auch in Deutsch einiges in Bezug auf Fremdwörter etc.

Meine Feuerwidderin hat in der Grundschule in NRW Englisch gehabt, was ihr jetzt in der 5. Klasse einige Vorteile brachte. Hier nahe am Elsaß wurde in der Grundschule ab Klasse 1 Französischunterricht gegeben - so dass einige ihrer Mitschüler nun wechseln.

Es ist halt immer fraglich, welche Richtung ein Kind beruflich einschlägt - doch dies kann man jetzt mit 11 Jahren ja auch noch gar nicht wirklich abschätzen.

Frage ist, ist Dein Sohn sprachbegabt oder eher naturwissenschaftlich... Gibt es noch Elterngespräche oder wirst Du da von Deiner Exholden herausgehalten?

Herr B. - 16. Jun, 12:44

Meiner ist schon in der sechsten Klasse. Elterngespräche gibt es zu dem Thema nicht. Wir hatten ihn ursrpünglich ohnehin für Latein angemeldet. Da es organistorische Probleme in der neuen Schule gab, besteht nun aber die Möglichkeit, sich noch anders zu entscheiden.
Wie Du schon sagst, lassen sich berufliche Ziele im Moment noch gar nicht abschätzen. Daher kann ich eine Entscheidung nur an persönlichen Neigungen festmachen und halt auch am Nutzen. Der große Fremdsprachler ist er nicht, daher würde ich ihm aus diesem Grund Französisch nicht empfehlen. Allerdings kann ich es ihm nicht verübeln, wenn das Argument, dass er bei Latein ganz "allein" wäre und im anderen Falle viele aus seiner alten Klasse um sich herum hätte, ziemlich schwer wiegt.
claudi_stern - 16. Jun, 14:27

Vorsicht, Vorsicht mit dem Argument, wer in Englisch wunderbar klar kommt, der wird das auch in Französisch tun. Hier meldet sich das Gegenbeispiel. Ich sehe da keinen Zusammenhang. Ich war von der ersten Stunde an Englisch-begeistert. Mir liegt die Sprache, ich liebe sie und komme wunderbar damit klar. Nur mit Französisch war das nie der Fall. Ich bin halt mehr der "harte-Sprachen-Typ" wie ich ja schon erwähnt habe - also durchaus sprachenaffin, aber eben nicht so für französisch. Denn das ist denke ich nochmal was anderes.

Herr B. - 16. Jun, 14:31

Meinst Du nicht, dass man erst mal eine gewisse Neigung und Aufgeschlossenheit fremden Sprachen gegenüber benötigt? Ich kann die Unterschiede nicht recht beurteilen, denn ich wurde damals neben Englisch mir Russisch gequält, und das ist, um bei Deinen Worten zu bleiben, auch eine harte Sprache.
alex_blue - 16. Jun, 15:19

Sicher, Ausnahmen bestätigen immer die Regel, und Französisch ist auch nochmal einen Tick schwerer als Englisch.
Aber wer schon mit Englisch hadert, wird IMHO mit Französisch (idR :-) ) sicher kaum glücklich.
Ich sehe das auch eher mit den Tendenzen sprachbegabt <-> mathematisch-naturwissenschaftl. begabt.
Maja Ungeduld - 17. Jun, 08:46

Pauschalisieren kann man das sicher nicht. Meine Freundin war in Englisch eine Niete. In französich kam sie gut klar - sie mochte die Sprache und so fiel es ihr scheinbar leichter.
claudi_stern - 16. Jun, 14:53

Ja aber diese Aufgeschlossenheit brauchst Du in gewisser Weise auch für Latein. Es ist und bleibt eine Sprache.
Daher denke ich dass das wichtigere Argument die Neigung Deines Sohnes sein sollte.
Ich bin niemand für so ne Sprache wie Französisch (auch wenn sie sich schön anhört). Ich würd ja fast soweit gehen und provokanterweise sagen, wer Mathe gut kann, der kann auch Latein gut.... ;)

alex_blue - 16. Jun, 15:20

Dafür bin nun ich das Gegenbeispiel ;-), wobei es bei mir ganz sicher auch an der blöden, altbackenen Lehrerin und meinem generellen Desinteresse dem Fach Latein gegenüber geschuldet war.
Maja Ungeduld - 17. Jun, 08:46

*g
Und dafür bin ich auch ein Gegenbeispiel. Mathe war nie meins... Latein schon.
Englisch auch. Spanisch dafür nicht.
Herr B. - 17. Jun, 08:52

Gut, kann man offenbar wirklich nicht unbedingt verallgemeinern. Immerhin scheint mir der Lernaufwand aufgrund der einfacheren Aussprache bei Latein vielleicht etwas geringer zu sein. Das käme meinem Sohn vermutlich entgegen ;-)
claudi_stern - 16. Jun, 15:35

ich sehe schon....ein heiss diskutiertes thema ;)....was will er denn am liebsten - so ganz spontan aus dem bauch?

alex_blue - 16. Jun, 15:38

Der Ansatz ist doch viel zu pragmatisch ;-))
Herr B. - 16. Jun, 16:12

Da ist wenig Bauch momentan, sondern die Entscheidung, will ich mit meinen Leuten in einer Klasse sein oder nicht. Ich glaube, er hat keine rechte Vorstellung, was ihn im einen oder anderen Fall erwartet.
Elisabetta1 - 16. Jun, 16:30

die letzte plädiert für LATEIN

auf jeden fall! argumente wurden alle schon gebracht. latein ist DIE sprache für ein weiteres studium (soferne er das möchte)
und in vielen belangen kann man sich mit dieser sprache weiterhelfen (ableiten, übersetzen etc.)

Herr B. - 16. Jun, 16:32

Im Moment möchte er noch *g*
goldfederchen - 16. Jun, 18:14

Ich plädiere, wie viele meiner Vorrednerinnen hier, auch für Latein. Mein Sohn hat sich für Französisch entschieden, es nach der 11. Klasse abgegeben und schon das meiste wieder vergessen. Französisch ist auch einfach eine Sprache, die in viel zu wenigen Ländern gesprochen wird, in einigen afrikanischen, in Kanada und der Schweiz teilweise.
Meine Tochter hat sich für Latein entschieden und hat sich damit die Basis für viele weitere Sprachen geschaffen, deren Vokabeln sie alleine vom Lateinischen her schon ableiten kann: italienisch, spanisch usw. Sie hat sich jetzt für die Oberstufe entschieden, Latein bis zum Abitur zu behalten und geht dann in knapp zwei Jahren mit dem großen Latinum von der Schule.
Ich habe damals (vor gefühlten tausend Jahren) erst Französisch gewählt und an der Oberstufe dann noch das kleine Latinum gemacht. Vom Französischen habe ich nicht mehr viel in Erinnerung, obwohl ich immer noch eine Menge verstehe. Latein hat mir rückblickend viel mehr gebracht.
Vielleicht gibt es ja auch für Deinen Sohn die Möglichkeit, zu Beginn der Oberstufe die Sprache zu wechseln.

Herr B. - 16. Jun, 18:18

So genau weiß ich das im Moment nicht. Aber Deine Argumente decken sich im Wesentlichen mit denen, die ich mit meiner Ex auch ausgetauscht habe.
Nach all den interessanten Kommentaren und Argumenten werde ich mal sehen, ob wir uns auf Latein einigen können :-)
Maja Ungeduld - 17. Jun, 08:44

Ich hätte auch Latein gesagt.
Stimmt, das kleine Latinum gibt's nicht mehr.

Mein Plan war früher, in der 7. Klasse Latein zu machen und ab der 9. dann Französich. Der französisch-Kurs kam nicht zu Stande. Vermissen tu ich ihn nicht wirklich.

Herr B. - 17. Jun, 08:50

Und hat Dir Latein später auch noch geholfen? Was die sprachlichen Herleitungen betrifft, fände ich es wirklich spannend, wenn mein Sohn sich dafür entscheiden würde, aber Französisch klingt so toll *gg* Vielleicht sollte ich es selbst lernen ;-)
DespoZicke - 17. Jun, 10:23

Der Sohn meiner Freundin stand vor der gleichen Entscheidung und hat sich für Franze entschieden. Alle anderen wählten Latein. Dadurch kam er in eine ganz neue Klasse (die haben die danach gesplittet) und kannte dann keinen mehr. Damit konnte er sich wohl noch anfreuden, aber er tut sich echt schwer mit der Sprache. Das Blöde daran ist, dass man sich nicht mehr, wie vorher, mit den Eltern oder dem Mitschüler austauschen kann. Ich weiß nicht, ob eine der Beiden Sprachen im Alltag gebräuchlicher ist?! Ich glaube, da wäre Latein vielleicht eher von Nutzen, da man ja doch vieles daraus ableiten kann?! Egal ob andere Sprachen, Fremdworte oder andere Begriffe. Ich glaube ich würde ihm zu Latein raten. Auch die Ausprache ist ja sehr schwierig und man kann so gar nicht helfen, wenn man selbst die Sprache nicht erlernt hat- da fällt schon Vokabel pauken schwer (der Sohn bekommt jetzt Nachhilfe- die hilft. 15€ pro Stunde ;-)) Aber ist ja auch noch von Typ zu Typ verschieden.

gurkel - 19. Jun, 12:42

Überraschend fand ich, daß sich ein Großteil der Kommentatoren für Latein aussprach. Ich bedauere es zwar auch manchmal, daß ich es nicht kann und hier bei Volkshochschulen o.ä. Institutionen keine Kurse angeboten werden. Aber, es ist andererseits auch kein großer Verlust, denn das vielgerühmte und zitierte Ableiten von Fremdwörtern klappt auch recht ordentlich, wenn man "nur" Französischkenntnisse hat. Viele vergessen, daß es sich beim Französischen um eine Art "Vulgärlatein" handelt. Es putzt zwar ungemein, wenn man sagt, man beherrsche kein Französisch, weil man auf der Schule Latein gelernt habe. Jeder vermutet hinter dieser Aussage jemanden mit elitärem Hintergrund. Andererseits steht man dann da wie ein Dödel, wenn man die Speisekarte eines Nobelschuppens nicht lesen kann. Das vielgerühmte Aufbauen auf dem Lateinischen, um andere romanische Sprachen zu lernen... Ich kann nur aus eigener Erfahrung berichten, daß ich bei meinem Versuch, Spanisch zu lernen, fürchterlich ins Schleudern kam, weil ich vieles durcheinanderbrachte. Goße Ähnlichkeit teilweise, aber eben nur teilweise. Ich glaube auch, daß dieses Argument nur vorgeschoben wird. Ich bezweifel, daß jemand Latein lernt, um später (!) andere Sprachen leichter zu erlernen.

Zur französischen Aussprache möchte ich anmerken, daß sie m. E. sehr, sehr leicht zu erlernen ist, wenn sie nicht sogar schon beherrscht wird. Es gibt im Französischen so gut wie keine Ausnahmen, was die Aussprache angeht. Wenn man dagegen das Englische nimmt, steht man schnell im Regen, man muß einfach wissen, wie in jedem Fall etwas ausgesprochen wird, ich verweise nur auf "beat, heart, hear (heard), steak" oder noch gemeiner "Worcestersauce". Den Wenigsten ist bewußt, wieviel sie von der französischen Aussprache bereits beherrschen, unsere Sprache ist (nicht nur mit englischen), nein, schon seit langem mit französischen Wörtern durchsetzt, die im Großen und Ganzen auch von fast allen richtig ausgesprochen werden. Nur als wenige Beispiele: Eau de Cologne (Toilette), Nuance, Cousine (schön nasal dann der Cousin), Coiffeur, Metier, Garage, Haute Couture, Bordeaux, Medaillon, Billard, Billardqueue und und und... Sammeln sie aus Jux mal mit Ihrem Sohn französische Wörter, sie werden überrascht sein, daß ein künftiger Lehrer nicht viel Neues an Ausspracheregeln hinzufügen kann

Zudem spricht für Französisch, daß man wesentlich häufiger Franzosen als alte Römer trifft und ein Urlaub in Frankreich auch nicht unwahrscheinlich ist. Ich kann zwar auch verstehen, daß Ihr Sohn nicht gern allein in einen neuen Klassenverband geht, aber später würde es doch ziemlich peinlich klingen, wenn man so etwas als Entschuldigung für fehlende Fremdsprachenkenntnisse angeben würde.

Also: ich plädiere für Französisch und später in der Oberstufe noch Latein, für den Fall, daß ein Studium angestrebt wird, bei dem das kl. Latinum erforderlich ist.

Ich bin zwar das erste Mal in Ihrem Blog und kenne Sie und Ihre Lebensumstände nicht, habe aber durch den letzten Beitrag mitbekommen, daß Sie beruflich für sich einen großen Erfolg verbuchen können. Dazu meinen herzlichsten Glückwunsch!

Herr B. - 19. Jun, 12:57

Vielen Dank für die Glückwünsche und den ausführlichen und nachdenkenswerten Kommentar. Nachdem mein Sohn zu seiner Klassenlehrerin gesagt hat, er hätte ja lieber Französisch gelernt, und unsere Wahl für Latein hauptsächlich taktische Gründe hatte, sind wir inzwischen so weit, es ihm selbst zu überlassen, für welche Sprache er sich entscheidet.
Ich war auch überrascht über das eindeutige Latein-Votum. Ich selbst hätte, zumindest im Alter meines Kindes, viel lieber Französisch gelernt, weil die Sprache so wunderbar melodisch klingt und, in jedem Fall auf den ersten Blick, nicht so weltfremd ist. Und wer weiß schon mit 12, ob er Latein später im Studium brauchen könnte.
Aus heutiger Sicht fände ich Latein in gewisser Hinsicht "spannend", allerdings weniger als angewendete Sprache, sondern eben mehr als Hintergrundwissen.
Über die Schwierigkeit des Erlernens gibt es ganz verschiedene Ansichten. Eine Bekannte neulich meinte z. B., dass es bei Französisch nicht so schlimm sei, mal ein paar Stunden zu verpassen, während das bei Latein dramatisch wäre. Und die Aussprache - klar, wir als Erwachsene kommen mit solchen Begriffen öfter in Berührung, aber ob mein Sohn viele der oben genannten Begriffe jemals gesagt oder geschrieben hat, bezweifle ich. Insofern dürfte auch das für ihn Neuland sein.

Nach den vielen Pro-Latein-Beiträgen bin ich jedenfalls auch mal dankbar für eine andere Meinung :-)
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