gurkel - 19. Jun, 12:42

Überraschend fand ich, daß sich ein Großteil der Kommentatoren für Latein aussprach. Ich bedauere es zwar auch manchmal, daß ich es nicht kann und hier bei Volkshochschulen o.ä. Institutionen keine Kurse angeboten werden. Aber, es ist andererseits auch kein großer Verlust, denn das vielgerühmte und zitierte Ableiten von Fremdwörtern klappt auch recht ordentlich, wenn man "nur" Französischkenntnisse hat. Viele vergessen, daß es sich beim Französischen um eine Art "Vulgärlatein" handelt. Es putzt zwar ungemein, wenn man sagt, man beherrsche kein Französisch, weil man auf der Schule Latein gelernt habe. Jeder vermutet hinter dieser Aussage jemanden mit elitärem Hintergrund. Andererseits steht man dann da wie ein Dödel, wenn man die Speisekarte eines Nobelschuppens nicht lesen kann. Das vielgerühmte Aufbauen auf dem Lateinischen, um andere romanische Sprachen zu lernen... Ich kann nur aus eigener Erfahrung berichten, daß ich bei meinem Versuch, Spanisch zu lernen, fürchterlich ins Schleudern kam, weil ich vieles durcheinanderbrachte. Goße Ähnlichkeit teilweise, aber eben nur teilweise. Ich glaube auch, daß dieses Argument nur vorgeschoben wird. Ich bezweifel, daß jemand Latein lernt, um später (!) andere Sprachen leichter zu erlernen.

Zur französischen Aussprache möchte ich anmerken, daß sie m. E. sehr, sehr leicht zu erlernen ist, wenn sie nicht sogar schon beherrscht wird. Es gibt im Französischen so gut wie keine Ausnahmen, was die Aussprache angeht. Wenn man dagegen das Englische nimmt, steht man schnell im Regen, man muß einfach wissen, wie in jedem Fall etwas ausgesprochen wird, ich verweise nur auf "beat, heart, hear (heard), steak" oder noch gemeiner "Worcestersauce". Den Wenigsten ist bewußt, wieviel sie von der französischen Aussprache bereits beherrschen, unsere Sprache ist (nicht nur mit englischen), nein, schon seit langem mit französischen Wörtern durchsetzt, die im Großen und Ganzen auch von fast allen richtig ausgesprochen werden. Nur als wenige Beispiele: Eau de Cologne (Toilette), Nuance, Cousine (schön nasal dann der Cousin), Coiffeur, Metier, Garage, Haute Couture, Bordeaux, Medaillon, Billard, Billardqueue und und und... Sammeln sie aus Jux mal mit Ihrem Sohn französische Wörter, sie werden überrascht sein, daß ein künftiger Lehrer nicht viel Neues an Ausspracheregeln hinzufügen kann

Zudem spricht für Französisch, daß man wesentlich häufiger Franzosen als alte Römer trifft und ein Urlaub in Frankreich auch nicht unwahrscheinlich ist. Ich kann zwar auch verstehen, daß Ihr Sohn nicht gern allein in einen neuen Klassenverband geht, aber später würde es doch ziemlich peinlich klingen, wenn man so etwas als Entschuldigung für fehlende Fremdsprachenkenntnisse angeben würde.

Also: ich plädiere für Französisch und später in der Oberstufe noch Latein, für den Fall, daß ein Studium angestrebt wird, bei dem das kl. Latinum erforderlich ist.

Ich bin zwar das erste Mal in Ihrem Blog und kenne Sie und Ihre Lebensumstände nicht, habe aber durch den letzten Beitrag mitbekommen, daß Sie beruflich für sich einen großen Erfolg verbuchen können. Dazu meinen herzlichsten Glückwunsch!

Herr B. - 19. Jun, 12:57

Vielen Dank für die Glückwünsche und den ausführlichen und nachdenkenswerten Kommentar. Nachdem mein Sohn zu seiner Klassenlehrerin gesagt hat, er hätte ja lieber Französisch gelernt, und unsere Wahl für Latein hauptsächlich taktische Gründe hatte, sind wir inzwischen so weit, es ihm selbst zu überlassen, für welche Sprache er sich entscheidet.
Ich war auch überrascht über das eindeutige Latein-Votum. Ich selbst hätte, zumindest im Alter meines Kindes, viel lieber Französisch gelernt, weil die Sprache so wunderbar melodisch klingt und, in jedem Fall auf den ersten Blick, nicht so weltfremd ist. Und wer weiß schon mit 12, ob er Latein später im Studium brauchen könnte.
Aus heutiger Sicht fände ich Latein in gewisser Hinsicht "spannend", allerdings weniger als angewendete Sprache, sondern eben mehr als Hintergrundwissen.
Über die Schwierigkeit des Erlernens gibt es ganz verschiedene Ansichten. Eine Bekannte neulich meinte z. B., dass es bei Französisch nicht so schlimm sei, mal ein paar Stunden zu verpassen, während das bei Latein dramatisch wäre. Und die Aussprache - klar, wir als Erwachsene kommen mit solchen Begriffen öfter in Berührung, aber ob mein Sohn viele der oben genannten Begriffe jemals gesagt oder geschrieben hat, bezweifle ich. Insofern dürfte auch das für ihn Neuland sein.

Nach den vielen Pro-Latein-Beiträgen bin ich jedenfalls auch mal dankbar für eine andere Meinung :-)

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