19
Mrz
2009

20 Jahre

Überall wird darüber geschrieben, gerade bin ich mal wieder darauf gestoßen: Im November ist es schon 20 Jahre her, dass die Mauer die ersten Risse bekommen hat. Nicht zu glauben! Als Hauptstädter hatte man ohnehin ein ganz besonderes Verhältnis zu diesem "Bauwerk", schließlich fuhr man fast täglich daran vorbei. Und wenn man dann das Geschehen an diesem denkwürdigen Abend live und hautnah (rein zufällig) miterleben durfte, dann hat dieser Tag im November etwas ganz Besonderes.
Der übergroßen Euphorie dieser Zeit folgte bald die große Ernüchterung. Und so spürt man diese Mauer heute noch in vielen Köpfen. Ist das in Euren Regionen auch so? Ich denke aber, das ist ein Problem meiner Generation. Mein Sohn hat dazu keinerlei Berührungspunkte mehr, kann sich überhaupt nicht vorstellen, dass man da, wo ich jetzt wohne, früher von seiner Heimat aus gar nicht hinfahren konnte. Das ist auch gut so. Und ich kann alle die nur bedauern, die sich (auf beiden Seiten) noch heute diesen "antifaschistischen Schutzwall" zurück wünschen!
Elisabetta1 - 19. Mär, 09:40

als *nichtbetroffene* möchte ich nur eines sagen....

diesen abend, mit der maueröffnung, habe ich im fernsehen mitverfolgen können und es war außerordentlich beeindruckend.
diese euphorie war ansteckend, auch bei jemanden, der dies nur aus der ferne sah und unter ganz anderen voraussetzungen
lebte, als dies die menschen in ost-deutschland getan haben.
menschen deiner generation wird es immer irgendwie bewußt sein, daß es auch einmal anders war, für die jugend von heute ist der jetzige zustand, gottseidank selbstverständlichkeit.

Herr B. - 19. Mär, 09:46

In der Tat habe ich so eine ausgelassene, ja überschwängliche Stimmung bei Tausenden von Menschen nur dieses eine Mal erlebt (nicht mal während der Fußball-WM), und ich werde diese Nacht sicherlich nie vergessen.
Mein Sohn fragt hin und wieder mal nach den alten Zeiten, vorstellen kann er sich das aber überhaupt nicht mehr. Schön, dass diese Mauern in den jungen Köpfen nicht mehr drin sind.
alex_blue - 19. Mär, 15:31

Ich hab die Mauer und die Grenze und die DDR auch selbst kennengelernt durch Besuche. Und ich bin mitlerweile sehr froh darüber, denn sonst kann man, denke ich, die Freiheit seit dem Mauerfall nicht in Gänze nachvollziehen (als "Wessi", für die "Ossis" ist es sowieso nochmal ganz anders, denke ich).

Ich kann auch solcherlei Aussagen überhaupt nicht verstehen, die in Richtung "zieht die Mauer wieder hoch" gehen. Völlig daneben.

Ich selbst hab leider den Abend der Maueröffnung irgendwie verpaßt. In Berlin war ich eh nicht, aber auch an eindrucksvolle Fernsehsendungen kann ich mich irgendwie nicht mehr erinnern. Schade.

Aber stimmt, wie schnell die Zeit vergeht.... 20 Jahre....

Herr B. - 19. Mär, 16:33

Wenn ich bewusst daran zurückdenke, ist die Geschichte wieder ganz nah und präsent. Dann erschrecken die 20 Jahre noch mehr :-) Du solltest mal nach Berlin kommen und ins Mauermuseum gehen ;-)
Raine - 19. Mär, 23:17

Zwar habe ich zur Zeit der Maueröffnung schon gelebt, war aber noch zu jung, um es bewusst mitzubekommen. Und mein Besuch in Weimar im letzten Jahr war der erste richtige Kontakt mit dem deutschen Osten. Wobei die Einzigen, die "Ossi-Witze" gerissen haben, die Weimarer waren. O__o
Ansonsten weiss ich von der DDR nur aus Büchern und Seminaren, in denen auch einige ältere Berliner waren und erzählt haben. Das sich Menschen die Mauer zurückwünschen, ist mir unbegreiflich. Es gibt sowieso viel zu viele Mauern...

Herr B. - 20. Mär, 05:53

Ja, man kann durchaus auch über sich selbst lachen :-) Vieles war nach der Maueröffnung nicht zum Lachen, aber trotzdem denke ich, dass das Leben viel lebenswerter geworden ist, auch wenn es für einige Menschen nicht nur besser wurde. Aber komischerweise meckern oft vor allem die, die als Erste den "Westwagen" vor der Tür hatten ...
Hoffende - 20. Mär, 13:48

Die Mauer im Kopf habe ich insofern noch, dass ich oft über die möglichen Lebensbedingungen und -erfahrungen urteile, wenn ich weiß, woher jemand kommt. Auch bei Berlinern frage ich immer noch "Ost oder West?" Mir hilft es bei Unterhaltungen, weil ich bestimmte Dinge bei "Ost" nicht erklären brauche, die "West" nicht automatisch kennen muss. Das fängt dabei an, dass ich "Fit" sage, wenn die Antwort "Ost" lautet, dagegen "Spüli" bei "West". Wenn sich "Ost" die Pfoten nicht wäscht, sage ich gerne mal ironisch: "Wir Jungpioniere halten unseren Körper sauber und gesund", was "West" wohl eher nicht kapieren würde.
Freilich bezieht sich dieses Vorgehen auf Leute ab ca. 30... ^^

Den "antifaschistischen Schutzwall" möchte ich nicht zurück, viel lieber hätte ich etwas von der gegenseitigen Hilfsbereitschaft und vom Nicht-Konkurrenz-Denken. Die Ellenbogen heute gefallen mir gar nicht. Aber deswegen die Vergangenheit zurückholen? Nee.

Die Bilder aus der Zeit des Mauerfalls und davor erlebe ich immer voller Euphorie mit - um mich danach an die große Ernüchterung zu erinnern. Heute habe ich viel mehr Wissen darüber, was sich neben meiner heilen Welt alles an Unheil abgespielt hat (und damit meine ich nicht das leidige Thema Sta*si).

Herr B. - 20. Mär, 13:59

Das ist interessant, denn solche Fragen stelle ich mir nie (weder "intern" noch laut). Ob das damit zusammenhängt, dass ich hier täglich mit beiden "Arten" zu tun habe? Natürlich hast Du Recht, hin und wieder mag es vielleicht Verständigungsprobleme geben, aber mir persönlich ist das noch nie passiert. Es gibt allerdings bei älteren Herrschaften eindeutige Indizien für deren Herkunft. So sagt mein Vater noch heute standhaft Kaufhalle, obwohl es hier in der Ecke nur Supermärkte gibt. :-)
So ein wenig Konkurrenz belebt ja das Geschäft und ist sicherlich auch besser als die Gleichmacherei früher. Und die Hilfsbereitschaft - ist die nur zwangsweise durch die Not entstanden? Hat man nicht trotz allem genauso so neidisch auf den Lada des Nachbarn gestarrt? Ich glaube, manches von damals wird inzwischen etwas glorifiziert, aber ein wenig mehr Gemeinschaft würde uns allen sicher heute gut tun.
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