Behördenkrankheit
In der Behörde haben wir Gleitzeit ohne Kernzeit, das heißt, jeder kann im Prinzip kommen und gehen, wann er will, solange die wöchentliche Arbeitszeit insgesamt abgeleistet wird. Da es durchaus schön ist, auch mal um 14:30 Uhr Feierabend machen zu können, raffe ich mich hin und und wieder auf, schon zu nachtschlafender Zeit, nämlich frühestens 6:15 Uhr, im Büro zu sein.
So auch heute. Es ist 6:16 Uhr, ich brauche noch zwei Minuten bis zum Eingang. Da überholt mich eine Frau mit schnellen Schritten. Zwischendurch fällt sie immer mal wieder in den Laufschritt, bis ihr wieder die Puste ausgeht. Schließlich hat sie gut 50m Vorsprung, hat mir also etwa 20 Sekunden abgenommen. Ich denke so bei mir: Mein Gott, die arme Frau, hat die etwa schon um 6:15 Uhr einen Termin im Büro? Und dann das Unglaubliche: Die Frau zieht ihre Karte, geht durchs Drehkreuz - und hat plötzlich alle Zeit der Welt, geht gemächlichen Schrittes über den Gang. DAS ist Behörde!!!
Übrigens war es hier früher so, dass man freitags erst ab 14 Uhr gehen durfte. Erzählungen zufolge (war vor meiner Zeit) führte das dazu, dass sich im Vorraum an den Drehkreuzen tumultartige Szenen abspielte, weil sich Minuten vorher Menschenmassen ansammelten, um auch wirklich 14:00 und 0 Sekunden das Haus verlassen zu können. Nach dem Erlebnis heute kann ich mir das lebhaft vorstellen!
So auch heute. Es ist 6:16 Uhr, ich brauche noch zwei Minuten bis zum Eingang. Da überholt mich eine Frau mit schnellen Schritten. Zwischendurch fällt sie immer mal wieder in den Laufschritt, bis ihr wieder die Puste ausgeht. Schließlich hat sie gut 50m Vorsprung, hat mir also etwa 20 Sekunden abgenommen. Ich denke so bei mir: Mein Gott, die arme Frau, hat die etwa schon um 6:15 Uhr einen Termin im Büro? Und dann das Unglaubliche: Die Frau zieht ihre Karte, geht durchs Drehkreuz - und hat plötzlich alle Zeit der Welt, geht gemächlichen Schrittes über den Gang. DAS ist Behörde!!!
Übrigens war es hier früher so, dass man freitags erst ab 14 Uhr gehen durfte. Erzählungen zufolge (war vor meiner Zeit) führte das dazu, dass sich im Vorraum an den Drehkreuzen tumultartige Szenen abspielte, weil sich Minuten vorher Menschenmassen ansammelten, um auch wirklich 14:00 und 0 Sekunden das Haus verlassen zu können. Nach dem Erlebnis heute kann ich mir das lebhaft vorstellen!
Herr B. - 24. Sep, 06:55
claudi_stern - 24. Sep, 10:11
Oh mein Gott! Unvorstellbar für jemanden der in der freien Wirtschaft arbeitet und noch dazu im Online-Bereich, wo man einfach arbeitet bis man ein gutes Ergebnis hat - sprich da gehören viele unbezahlte Überstunden dazu.
antworten
Herr B. - 24. Sep, 11:15
Tja, ist schon zum Kopfschütteln, was hier möglich ist und auch gelebt wird. Das ist fernab jeder (privatwirtschaftlichen) Realität. Ich habe lange gebraucht, bis ich mich daran gewöhnen konnte.
claudi_stern - 24. Sep, 13:00
Klar gibt es schöneres als Überstunden, aber ich glaub, ich würde verrückt werden. Man oder zumindest ich und meine Kollegen arbeiten für die Sache an sich - die uns motiviert und Spass bringt und die wir einfach gut hinbekommen wollen.
Das hier hört sich dann mehr nach Dienst nach Vorschrift an. Vor allem 2 Minuten rennen, um dann 2 Minuten früher Schluss zu machen, um aber wahrscheinlich den ganzen Tag besonders laaaaange mit Kaffee holen und Toilettengang zuzubringen.
Da ist doch Arbeit wirklich nur noch ein lästiges Übel im eigenen Leben.
Das hier hört sich dann mehr nach Dienst nach Vorschrift an. Vor allem 2 Minuten rennen, um dann 2 Minuten früher Schluss zu machen, um aber wahrscheinlich den ganzen Tag besonders laaaaange mit Kaffee holen und Toilettengang zuzubringen.
Da ist doch Arbeit wirklich nur noch ein lästiges Übel im eigenen Leben.
Herr B. - 24. Sep, 13:19
Genauso läuft das aber hier, zumindest bei einigen Damen und Herren. Ist das nicht gruselig?? Übrigens heißen die Toilettengänge, Kaffeekochgänge usw. im Amtsdeutsch "Persönliche Verteilzeit". Niedlich, oder?
claudi_stern - 24. Sep, 13:40
Persönliche Verteilzeit? Ha ha! Das sollte ich hier auch mal einführen.
Aber dass Du mir zusiehst, dass Du nicht auch noch seltsam wirst! :)
Aber dass Du mir zusiehst, dass Du nicht auch noch seltsam wirst! :)
Herr B. - 24. Sep, 14:12
Nee, dafür habe ich zum Glück genug Erfahrungen im wirklichen Leben sammeln dürfen!
alex_blue - 24. Sep, 13:42
Ich glaube, ich hätte mit der Mentalität auch so meine Probleme. Vor allem, weil man sich ja nach und nach akklimatisiert und mehr und mehr anpasst.
Ich muß aber noch asfügen: in der freien Wirtschaft gibt es genauso die 9-5 Jobber, die Punkt 17h den Bleistift fallen lassen. Klar werden die es nie "zu was bringen", aber geben tut es sie. Und sich mit denen rumärgern muß man halt auch.
Ich muß aber noch asfügen: in der freien Wirtschaft gibt es genauso die 9-5 Jobber, die Punkt 17h den Bleistift fallen lassen. Klar werden die es nie "zu was bringen", aber geben tut es sie. Und sich mit denen rumärgern muß man halt auch.
Herr B. - 24. Sep, 14:13
Sicher, solche Leute gibt es überall. Unterschied: Hier bringen es auch die zu was, solange sie sich nur wichtig machen, laut genug stöhnen und die richtigen Leute kennen.
fata morgana - 24. Sep, 14:04
...eigentlich wollte ich nur mal herzliche grüße dalassen und mich für deine 'treue' bedanken :-)
den award hast du ja schon verliehen bekommen, sonst hättest du ihn jetzt von mir erhalten - da war jemand schneller als ich ;-)
lg antje
den award hast du ja schon verliehen bekommen, sonst hättest du ihn jetzt von mir erhalten - da war jemand schneller als ich ;-)
lg antje
Herr B. - 24. Sep, 14:15
Schön, von Dir zu lesen :-) Ich bin immer froh, wenn von Dir mal ein Lebenszeichen kommt, und noch froher (gibt es diesen Konjunktiv überhaupt?), wenn es ein positives ist!
Liebe Grüße auch an Dich!
Liebe Grüße auch an Dich!
Elisabetta1 - 25. Sep, 12:32
man ist nicht von geburt an *beamter* sondern wird dazu erzogen >> leider !
sobald mann/frau nach einiger zeit sieht, was sich die *aelteren* leisten, welche
gewohnheiten sie angenommen haben, um ihren vorteil zu geniessen, sobald
denken sich die *juengeren*, warum gilt das nicht auch fuer mich ? und schon
ist eine neue *beamten_generation* geboren. ich denke, dass diese phaenomene,
gerade bei behoerden , ueberall auf der welt gleich sind.
ich koennte eine paar strophen mit dir mitsingen. ;-)
liebe gruesse
sobald mann/frau nach einiger zeit sieht, was sich die *aelteren* leisten, welche
gewohnheiten sie angenommen haben, um ihren vorteil zu geniessen, sobald
denken sich die *juengeren*, warum gilt das nicht auch fuer mich ? und schon
ist eine neue *beamten_generation* geboren. ich denke, dass diese phaenomene,
gerade bei behoerden , ueberall auf der welt gleich sind.
ich koennte eine paar strophen mit dir mitsingen. ;-)
liebe gruesse
Herr B. - 25. Sep, 13:12
Du meinst, das wird vererbt? Lässt sich hier im Moment nicht prüfen, da wir seit Jahren Einstellungsstopp haben und hier langsam aussterben. Übrigens ist die Kollegin heute wieder an mir vorbei gerannt. Scheint krankhaft zu sein ...
esmee ragnatela - 25. Sep, 13:29
Selten so gelacht. Es wäre mir im Traum nicht eingefallen zu rennen, damit ich zwei Minuten eher gehen kann. Aber diese Einstellung des Beamtentums (Wir wollen aber nicht pauschalieren!) erklärt auch, warum ich mir sehr häufig die Nase stoße an verschlossenen Amtstüren.
Herr B. - 25. Sep, 13:37
Ja, das ist auch so ein Thema. Nach der oben beschriebenen Story aus dem wahren Leben kannst Du Dir vorstellen, welcher Aufschrei durch die Massen ging, als wir hier die "serviceorientierte Arbeitszeit" eingeführt haben! Danach muss jetzt gewährleistet sein, dass jeder Bereich bis 17 Uhr erreichbar ist. Es muss also mind. eine Person da sein. Abgesehen davon, dass das in der Behördenrealität nicht umsetzbar ist und also nicht funktioniert, sorgte die Idee damals für tumultartige Szenen :-)
esmee ragnatela - 25. Sep, 13:41
Das ist ja der Brüller. Aber verstehen kann ich das schon, damit ist ja eigentlich die sogenannte Gleitzeit aufgehoben; man muss sich ja vorher einigen wer wann erscheint oder bleibt.
Herr B. - 25. Sep, 13:53
Ja, ist dann vielleicht ein oder zwei Mal pro Monat, das sollte doch zu machen sein, oder? Tut mir leid, da hört es für mich auf!
alex_blue - 25. Sep, 14:58
Bis 17:00 ?? OMG ?!
Wo liegt da denn bitteschön das Problem ? Bei uns ist 17:00 zwar nicht mehr mitten am Tag, aber durchaus noch normale Arbeitszeit, von Ausnahmen eben mal abgesehen.
Und, wurde es eingeführt oder hat man kapituliert ?
Ich sehe das auch so, daß das quasi die Firmenkultur ist. Ich kenne es von meinem Ex, der auch im ÖD beschäftigt ist. Wenn man da aktiv und progressiv sein wollte, stieß man überall auf Betonköpfe, und B., genau wie Du schreibst: man hat für sein Engagement keinen Cent mehr Geld gesehen.
Dann gibt es 2 Alternativen: man geht, oder man resigniert und paßt sich an.
Also kein Wunder, daß da oftmals homogene Zonen vorherrschen.
Wo liegt da denn bitteschön das Problem ? Bei uns ist 17:00 zwar nicht mehr mitten am Tag, aber durchaus noch normale Arbeitszeit, von Ausnahmen eben mal abgesehen.
Und, wurde es eingeführt oder hat man kapituliert ?
Ich sehe das auch so, daß das quasi die Firmenkultur ist. Ich kenne es von meinem Ex, der auch im ÖD beschäftigt ist. Wenn man da aktiv und progressiv sein wollte, stieß man überall auf Betonköpfe, und B., genau wie Du schreibst: man hat für sein Engagement keinen Cent mehr Geld gesehen.
Dann gibt es 2 Alternativen: man geht, oder man resigniert und paßt sich an.
Also kein Wunder, daß da oftmals homogene Zonen vorherrschen.
Herr B. - 25. Sep, 20:25
Offiziell gibt es diese Vereinbarung, aber ich habe den Eindruck, dass in den wenigsten Bereichen danach verfahren wird. Es wird auch von den Vorgesetzten nicht eingefordert - weil die genauso froh sind, wenn sie zeitig gehen können ...