Ich habe einen sehr sehr guten Freund. Wir verbringen viel Zeit miteinander und würden sicherlich auch fast alles für den anderen tun. Wir kennen uns auch schon seit über 20 Jahren und sind seither beste Freunde. (Er ist ein Mann, ich eine Frau, beide hetero.) Aber wir fühlen uns überhaupt nicht sexuell vom anderen angezogen. Ich entspreche überhaupt nicht seinem Typ Frau und er entspricht überhaupt nicht meinem Typ Mann. Das war schon immer so. Und es funktioniert einwandfrei. Wir haben definitiv eine Beziehung mit einigen Verpflichtungen. Aber es ist wirklich rein platonisch.
Allerdings ist es so, dass wir neben unserer Freundschaft beide schon in festen Beziehungen waren. Ich hatte einen Freund und er war verheiratet. Auch in dieser Zeit funktionierte unsere Freundschaft. Auch die Beziehung zu unseren Partnern funktionierte, oder ist zumindest nicht gescheitert an der platonischen Beziehung.
Man muss halt auch verstehen, dass im es im griechischen 4 Wörter für Liebe gibt:
stergo (Subst. stroge): Dieser Begriff bezeichnet eine Liebe, die eher durch natürliche Gegebenheiten begründet ist. Es geht weniger um heftige Gefühle, sondern um eine gegebene, selbstverständliche Verbundenheit. Ein Beispiel ist die Liebe zwischen Eltern und Kindern.
erao (Subst. eros): Dieser Begriff bezeichnet das leidenschaftliche Lieben, das den anderen für sich begehrt. Zwar wird damit auch manchmal die Eltern- oder Bruderliebe beschrieben, aber auch das starke Drängen nach Ruhm, Herrschaft und Reichtum. Speziell ist das sexuelle Verlangen gemeint, das durch leidenschaftliche Gefühle gekennzeichnet ist. Es geht um Rausch, Ekstase und Hingerissensein.
phileo (Subst. philia): Dieser Begriff meint, jemanden als einen von den Eigenen zu betrachten und zu behandeln. Daher ist auch die Liebe bzw. Zuneigung zu den nächsten Angehörigen damit beschrieben, aber auch das Zusammensein zwischen Kampfgefährten und Bündnispartnern. Es geht des Weiteren um eine treue Zuneigung, z. B. zwischen Freunden. Die Freundschaft im eigentlichen Sinn ist die Philia schlechthin. Man hat sich gern und sorgt füreinander. Zu unterscheiden ist die Philia vom Trieb oder Rausch des Eros. Diese Liebe ist eher Aufgabe.
Die Philia wird in der profanen griechischen Literatur oft verwendet – im Neuen Testament ist sie recht selten. Der Gebrauch dieses Begriffes tritt hinter den Begriff der Agape zurück. Die Liebe zu Gott wird damit fast nie beschrieben. Eine Ausnahme findet sich z. b. in Jakobus 2,23, wo von der Freundschaft mit Gott die Rede ist.
agapao (Subst. agape): Auch dieser Begriff hat seine eigenen Bedeutungsnuancen. Besonders im Vergleich zu den anderen Arten der Liebe wird ihre ganz eigene Bedeutung deutlich. Die Agape ist nicht so leidenschaftlich wie der Eros und nicht so herzlich und warm wie die Philia. Sie wird viel eher als Tugend genannt und meint das dauerhafte Streben nach dem Guten und das Wertschätzen der Person. Sie ist ein schenkendes, tätiges Lieben, das dem anderen zugute kommt.
Ohne diesen Hintergrund sind die Worte von Platon, wie ich finde, hohl und leer und machen nicht wirklich Sinn.
Überlege selber mal, wieviele Menschen Du eigentlich "liebst" aber eher im Sinne von Philia als Eros.
Danke Dir für Deine ausführlichen Erläuterungen. Mit dieser Unterscheidung lässt sich ein Sinn durchaus definieren. Im Allgemeinen geht man beim Zitieren sicherlich oft von Eros aus, wenn man sich jedoch die anderen Nuanchen anschaut, oder wenn ich selbst an mein Kind und die Liebe zu ihm denke, ist es sicherlich anders.
Doch ich hätte gedacht, dass sich der Sinn hinter der Beschreibung Platons auf alle verschiedenen Begriffe erstreckt. Wenn dem so ist, bliebe meine Frage von oben stehen, denn das Begehren lässt sich m. E. kaum auf eine platonische Ebene reduzieren.
So eine Beziehung, wie Du sie beschreibst, scheint mir aber doch eher selten zu sein. Sehr oft hört und liest man, dass bei so einer Konstellation ein gewisses "Knistern" mit im Spiel ist. Ich selbst hab das auch schon erlebt, wir haben damals aber ganz bewusst an einer bestimmten Stelle die "Notbremse" gezogen, weil wir unser freundschaftliches Verhältnis nicht gefährden wollten. Wenn es bei Euch so gut funktioniert, ist es sicher eine sehr wertvolle Beziehung, um die man Euch nur beneiden kann :-)
Bei dieser Freundschaft war noch nie eine Notbremse nötig. Es war einfach von anfang an klar und es hat sich nicht geändert.
Und wenn Du schon sagst, das Begehren lässt sich mit E. kaum auf eine platonische Ebene reduzieren, dann ist die Liebe zu E. eben auch Eros. Und Eros fehlt komplett bei meiner Freundschaft. :-) Die fehlt aber auch bei der Liebe zu deinem Kind und daran ist ja nichts falsch.
Nein, ganz und gar nicht :-) Womit Du also sagen möchtest, dass im Falle Eros diese Möglichkeit eigentlich nicht besteht? Im Text bei Wiki wird von anderen Ebenen geschrieben, auf der sich solch eine Verbindung abspielen soll. Mag sein, dass man die erklimmen kann, ich werde das wohl nicht schaffen.
Allerdings ist es so, dass wir neben unserer Freundschaft beide schon in festen Beziehungen waren. Ich hatte einen Freund und er war verheiratet. Auch in dieser Zeit funktionierte unsere Freundschaft. Auch die Beziehung zu unseren Partnern funktionierte, oder ist zumindest nicht gescheitert an der platonischen Beziehung.
Man muss halt auch verstehen, dass im es im griechischen 4 Wörter für Liebe gibt:
stergo (Subst. stroge): Dieser Begriff bezeichnet eine Liebe, die eher durch natürliche Gegebenheiten begründet ist. Es geht weniger um heftige Gefühle, sondern um eine gegebene, selbstverständliche Verbundenheit. Ein Beispiel ist die Liebe zwischen Eltern und Kindern.
erao (Subst. eros): Dieser Begriff bezeichnet das leidenschaftliche Lieben, das den anderen für sich begehrt. Zwar wird damit auch manchmal die Eltern- oder Bruderliebe beschrieben, aber auch das starke Drängen nach Ruhm, Herrschaft und Reichtum. Speziell ist das sexuelle Verlangen gemeint, das durch leidenschaftliche Gefühle gekennzeichnet ist. Es geht um Rausch, Ekstase und Hingerissensein.
phileo (Subst. philia): Dieser Begriff meint, jemanden als einen von den Eigenen zu betrachten und zu behandeln. Daher ist auch die Liebe bzw. Zuneigung zu den nächsten Angehörigen damit beschrieben, aber auch das Zusammensein zwischen Kampfgefährten und Bündnispartnern. Es geht des Weiteren um eine treue Zuneigung, z. B. zwischen Freunden. Die Freundschaft im eigentlichen Sinn ist die Philia schlechthin. Man hat sich gern und sorgt füreinander. Zu unterscheiden ist die Philia vom Trieb oder Rausch des Eros. Diese Liebe ist eher Aufgabe.
Die Philia wird in der profanen griechischen Literatur oft verwendet – im Neuen Testament ist sie recht selten. Der Gebrauch dieses Begriffes tritt hinter den Begriff der Agape zurück. Die Liebe zu Gott wird damit fast nie beschrieben. Eine Ausnahme findet sich z. b. in Jakobus 2,23, wo von der Freundschaft mit Gott die Rede ist.
agapao (Subst. agape): Auch dieser Begriff hat seine eigenen Bedeutungsnuancen. Besonders im Vergleich zu den anderen Arten der Liebe wird ihre ganz eigene Bedeutung deutlich. Die Agape ist nicht so leidenschaftlich wie der Eros und nicht so herzlich und warm wie die Philia. Sie wird viel eher als Tugend genannt und meint das dauerhafte Streben nach dem Guten und das Wertschätzen der Person. Sie ist ein schenkendes, tätiges Lieben, das dem anderen zugute kommt.
Ohne diesen Hintergrund sind die Worte von Platon, wie ich finde, hohl und leer und machen nicht wirklich Sinn.
Überlege selber mal, wieviele Menschen Du eigentlich "liebst" aber eher im Sinne von Philia als Eros.
Doch ich hätte gedacht, dass sich der Sinn hinter der Beschreibung Platons auf alle verschiedenen Begriffe erstreckt. Wenn dem so ist, bliebe meine Frage von oben stehen, denn das Begehren lässt sich m. E. kaum auf eine platonische Ebene reduzieren.
So eine Beziehung, wie Du sie beschreibst, scheint mir aber doch eher selten zu sein. Sehr oft hört und liest man, dass bei so einer Konstellation ein gewisses "Knistern" mit im Spiel ist. Ich selbst hab das auch schon erlebt, wir haben damals aber ganz bewusst an einer bestimmten Stelle die "Notbremse" gezogen, weil wir unser freundschaftliches Verhältnis nicht gefährden wollten. Wenn es bei Euch so gut funktioniert, ist es sicher eine sehr wertvolle Beziehung, um die man Euch nur beneiden kann :-)
Und wenn Du schon sagst, das Begehren lässt sich mit E. kaum auf eine platonische Ebene reduzieren, dann ist die Liebe zu E. eben auch Eros. Und Eros fehlt komplett bei meiner Freundschaft. :-) Die fehlt aber auch bei der Liebe zu deinem Kind und daran ist ja nichts falsch.