9
Sep
2009

Beziehungs-weise

Sieht man Beziehungen mit einem gewissen Alter und den damit verbundenen Erfahrungen aus einem anderen Blickwinkel? Ist es der Wunsch, nicht noch einmal eine Desaster zu erleben, der einen zögern lässt? Gestern haben E. und ich mal wieder geredet - über uns, unsere Vergangenheit, unsere Wünsche und Pläne für die Zukunft. Wir stellten fest, dass wir derzeit eine ziemlich ziellose Beziehung führen. Keiner von uns spricht über eine gemeinsame Zukunft, es gibt keine Visionen, keine Richtung, keine gemeinsamen Ziele. Traut man sich nach zwei gescheiterten Beziehungen nicht mehr?
Auch über meine Sorgen der letzten Tage haben wir gesprochen, die ein schlechtes Gewissen bei E. mit sich brachten, weil sie mich doch gar nicht traurig machen möchte. Aber was soll man ändern, ohne sich zu verbiegen, wozu Dinge vorzuspielen, die man gar nicht ernst meint?

Es war ein gutes Gespräch, das trotzdem viele Fragen unbeantwortet ließ.
Elisabetta1 - 9. Sep, 09:39

gibt es denn *sooo* viele fragen?

ich meine nicht:
1. liebt sie dich?
2. bekennt sie sich zu dir?
3. will sie mit dir ein gemeinsames leben führen?
das sind m.E. doch die wesentlichen Punkte.
*Keiner! von uns! spricht über eine gemeinsame Zukunft!* - Warum ergreifst Du nicht die Initiative und sagst, wie DU es Dir vorstellst und wie DU es nicht haben möchtest. Das wäre doch Anlaß, auch ihr klare Worte abzuverlangen. Bist DU zu rücksichtsvoll?
Ich meine damit nicht, daß Du über sie und für sie entscheiden sollst, aber vielleicht braucht sie eine Vorgabe?

Herr B. - 9. Sep, 09:46

Bin ich zu rücksichtsvoll? Vermutlich schon, vielleicht habe ich auch Angst vor einer eindeutigen Antwort. Aber ich denke eher, sie kennt die Antwort auch nicht. Sie findet es schön, wenn ich da bin, aber reicht das für ein gemeinsames Leben? Sie schließt es nicht aus, will aber bislang auch ihre Unabhängigkeit nicht aufgeben und ist sich nach wie vor nicht sicher, ob wir nicht doch eher "Bruder und Schwester" als "Mann und Frau" sind. Ihr fehlt der Kampf in einer Beziehung. Diese große Übereinstimmung, der Friede ist es, der sie unsicher macht, weil sie es bisher stets anders erlebt und und auch meint, dass man sich nur durch Verschiedenheit weiterentwickeln könne ...
Elisabetta1 - 9. Sep, 10:15

*weiterentwickeln?* sich selbst - alleine?

pardon, aber ist dieser prozess nicht auch irgendwann einmal abgeschlossen?
an einer bestehenden beziehung zu arbeiten, das fände ich sinnvoll, die harmonie zu erlangen und zu behalten - die gemeinsamkeiten zu fördern oder vielleicht neue zu entdecken.
für eine bruder&schwester beziehung müssten *beide* bereit sein - habe in einigen philosophischen abhandlungen gelesen, daß sie ideal sein sollten - aber wer ist dazu bereit - gerade in eurem alter. ;-(
Herr B. - 9. Sep, 10:28

Das Weiterntwickeln hat sehr viel mit Esoterik zu tun und führt jetzt hier vielleicht ein wenig zu weit. Aber sie wehrt ein Leben lang. Gerade diese Dauerharmonie ist es, die sie zeitweilig als langweilig empfindet, sie möchte Kampf und Herausforderung. Vielleicht wäre es ja wirklich langweilig, wenn ich es 24 Stunden am Tag erleben würde? Aber vielleicht wäre die Harmonie dann auch gar nicht mehr so harmonisch?
kittykoma - 9. Sep, 10:35

das ist ja erst einmal das, was sie will (so verstehe ich das jedenfalls). wo bleibst du? dominiert sie dich mit ihren ansichten zum lebensweg? was sind deine ansichten?
ich habe den eindruck, daß sie von dir - im wahren leben, jenseits der esoterik - sehr viel bekommt. hilfe beim umzug, beim telefonanschluß. präsenz und entertainment bei einsamen momenten. was gibt sie dir? ist es das, was du brauchst?
meine freundin fängt dann auch immer an, esoterisch zu schwafeln, daß liebe keine austauschverhältnisse beinhalten darf, das glaube ich aber nicht.
Herr B. - 9. Sep, 10:50

Eine interessante Frage. Wenn ich darüber nachdenke, ist das im Alltag nicht all zu viel. Sie hat mir in den vergangenen Jahren in vielen Dingen ein wenig die Augen geöffnet, hat mir geholfen, meinen Weg zu finden und zu gehen, mich nicht mehr so klein zu machen. Aber die vielen kleinen Dinge, die Du gerade aufzählst, also der ALLtag, da fallen mir dann nicht mehr viele Punkte ein, die ich für MICH aufschreiben könnte. Möglicherweise ist es genau dass, was mich ein wenig traurig und die Beziehung derzeit beliebig macht.
Elisabetta1 - 9. Sep, 10:51

meine erfahrungen mit esoterik...

... hatte ich ( und du weißt, wie es ausgegangen ist)
wenn sie auf dieser schiene verharrt und du dich dafür nicht begeistern kannst, dann hast du schlechte karten - so meine ich.
du wirst auf dieser ebene ausgeschlossen sein - und bleiben.
*dauerharmonie* gibt es auch zwischen geschwistern nicht, also solltest du keine angst haben, es gibt im leben genug reibungspunkte - wie deine eigene erfahrung zeigt und e. müßte nach dem WAS sie selbst schon erlebte, doch froh sein, einmal nicht *kämpfen* zu müssen.
Herr B. - 9. Sep, 11:04

Für sie ist es im Moment einfach "ungewohnt", sagt sie. Aber sie ist nun mal ein Kämpfertyp, hat auch bis vor einigen Jahren Kampfsport gemacht, und sie braucht offenbar das ständige Kräftemessen. Momentan holt sie sich das offenbar beim Spielen am PC ;-)
Diese Liebe zur Esoterik sehe ich durchaus auch als gewisse Gefahr. Momentan ruht das Thema, aber sollte sie sich wieder intensiver damit beschäftigen wollen, könnte ich in der Tat auf der Strecke bleiben. Und mir fehlt zu viel, um mithalten zu können.
kittykoma - 9. Sep, 10:21

hm. ich habe ja in den letzten 3 jahren ähnliches erlebt. ich habe lange nicht gewagt, zu formulieren (auch vor mir selbst), was ich will, wo ich hinwill mit der beziehung. ich habe mich oft sehr unbehaglich gefühlt, mehr benutzt als geliebt, trotz schöner momente. als ich dann meine vorstellungen dargelegt habe, bin ich auf heftigen widerstand gestoßen. das war keine schöne zeit. mittlerweile, mit etwas distanz, kann ich sagen, daß ich mit dem kampf um meine vorstellungen in der beziehung sehr viel energie verschwendet habe. (energie, die mir jetzt im beruflichen bereich dringend fehlt.) wir leben zwar nun zusammen, aber eine vertraute atmosphäre, in der ich mich aufgehoben und verstanden fühle, gibt es immer noch nicht.
die frage ist wirklich: was willst du? vielleicht ist e. für den übergang die richtige. eine ernstzunehmende beziehung kommt vielleicht später. sie kann ganz klar sagen, wie weit sie mitgehen und dir folgen will. da du immer da bist, hat sie auch kein gespür dafür, was sie verliert oder vermißt, wenn du nicht da bist. das ist sehr einseitig.

Herr B. - 9. Sep, 10:39

Wir haben uns schon vor einiger Zeit die Frage gestellt, ob unsere Beziehung für den Übergang aus unseren alten Beziehungen vielleicht wichtig und notwendig war, aber ein gemeinsamer Weg dann doch für jeden anders aussieht.
Warum hast Du es damals nicht gewagt und was hat Dich denn bewogen, trotz der Differenzen zusammen zu leben? War es die Hoffnung, dass es besser werden könnte? Dieses Gefühl, benutzt zu werden, kenne ich auch, dabei ist das bei E. sicherlich völlig unbewusst und gar nicht beabsichtigt. Dass es mich stört und mir statt dessen das Gefühl fehlt, vermisst zu werden (und das meine ich emotional und nicht nur, um den Dachkasten zu streichen), habe ich gestern formuliert. Sie war betroffen und ein paar Tränen kullerten, weil sie mir mit ihrem Verhalten keinesfalls weh tun wollte.
Vielleicht tue ich mich auch schwer mit Zielen, weil ich spüre, dass diese "Zielfindung" bei uns zu unterschiedlichen Ergebnissen führen könnte.
kittykoma - 9. Sep, 10:58

warum ich es damals nicht gewagt habe? das ist ganz komisch. ich kannte so eine distanzierte art von beziehung gar nicht. ich selbst hielt mich schon für extrem distanziert. aber daß menschen lieber mit der vorstellung eines partners leben, als mit ihm selbst und die absolute kontrolle über nähe und entfernung ausüben wollen, indem sie vorschreiben, wann und zu welchen gelegenheiten man sich sieht, das hat mich richtiggehend schreckensstarr gemacht. ich dachte, es stünde mir garnicht zu, forderungen zu stellen. und ich habe mich gleichzeitig nicht liebenswert gefühlt. es war das, was man als double bind bezeichnet: Die Doppelbindungstheorie beschreibt die lähmende, weil doppelte, Bindung eines Menschen an paradoxe Botschaften oder Signale und deren Auswirkungen. Die Signale können den Inhalt der gesprochenen Worte betreffen, oder Tonfall, Gesten und Handlungen sein. da sagt mir jemand, daß er mich liebt, will mich aber gleichzeitig im alltag nicht erleben.
als ich mich daraus freigeschwommen hatte, habe ich mir gesagt, jetzt gebe ich nicht auf, jetzt will ich es wissen. ich hatte schließlich eine menge zeit und kraft investiert. ich kann noch immer nicht sagen, daß unsere paardynamik erfolgreich für uns beide ist. es gibt immer wieder riesige kommunikationsprobleme, dominanzkämpfe und entnervende kleine machtspiele. was mich um so mehr frustriert, als das ich das aus anderen beziehungen nicht kenne. der mann hat nie eine ernstzunehmende partnerin gehabt und so versucht er mich immer wieder wie ein kind zu behandeln. ich weiß noch nicht, ob mich das nicht auf die dauer krank macht. seelisch wie körperlich.
Herr B. - 9. Sep, 11:19

Das hieße dann, irgendwann und auch rechtzeitig die Reißleine zu ziehen, und vermutlich einen völlig überraschten Partner zurück zu lassen, der doch alles für einen getan hat.
Ich könnte mit einer Situation, wie Du sie beschreibst, vermutlich ebenso schlecht umgehen, schließlich war ich es aus meiner Ehe gewohnt, mich klein zu machen, mich unterzuordnen und alles so hinzunehmen, wie es meine Frau für richtig empfand. Widerspruch wurde allenfalls gehört, aber nicht berücksichtigt. Mit dem Wiederaufstehen, dem Gegenhalten und dem Formulieren eigener Wünsche habe ich noch heute so meine Probleme. Doch bin ich auch nicht der Typ, der zu Hause noch jeden Tag seinen Kampf kämpfen will.
Allerdings machst Du auf mich - aus der Ferne und quasi auf "Papier" - durchaus einen emanzipierten und selbstbewussten Eindruck, daher staune ich, dass Du solche Schwierigkeiten hast/hattest, Dich aus dieser Starre zu befreien oder überhaupt erst da hinein zu geraten. Hat Dich da die Verliebtheit blind gemacht?
kittykoma - 9. Sep, 11:33

mit dem ersten satz bringst du das problem auf den punkt. wahrscheinlich wird es so sein. meine interventionen werden derzeit zwar halbherzig gehört, aber nicht berücksichtigt. sie sind generve einer nicht zufrieden zu stellenden frau.
wen ich tatsächlich so agiere, wie ich bin und es gewohnt bin, als selbständige, selbstbwußte person, bekomme ich sehr schnell negatives feedback: ich wäre überheblich, besserwisserisch, egoman. (auch das kenne ich aus früheren beziehungen nicht.)
es war weniger verliebtheit, was mich da so aus der spur getragen hat, als die wiederbegegnung mit einer konstellation aus der kindheit. nicht gewollt werden, sich mit bravsein die duldung erkaufen. ich durchschaue das erst seit ein paar monaten.
eine meiner freudinnen sagt: männer seien halt so, ich solle froh sein, daß ich überhaupt einen hätte und meine ansprüche an die qualität einer beziehung wären völlig überzogen. hm. ich sehe das nicht so.
Herr B. - 9. Sep, 12:14

Dieses Schwarz-Weiß-Gemale der Geschlechter hängt mir auch zum Hals raus. Außerdem glaube ich immer noch an eine gleichberechtigte Partnerschaft. Aber das ist offenbar gar nicht so einfach, denn die Vorstellungen einer Partnerschaft sind doch sehr vielfältig. Und nicht jeder Mann kann mit einer selbstbewussten Frau umgehen. Wenn dann das eigene Zuhause auch nicht der Ruhepunkt ist, den man braucht, ist eine Beziehung aus meiner Sicht sehr kritisch. Während meiner letzten Ehejahre war das bei mir auch so. Ich kam immer später, immer weniger gern nach Hause, und wenn ich dann da war, sah ich zu, möglichst bald im Arbeitszimmer zu verschwinden. Das Wohlfühl-Entspannungs-Gefühl fehlte völlig, und das hat mich auf Dauer kaputt gemacht; psychosomatische Beschwerden am Fließband (habe ich aber damals auch nicht erkannt).
kittykoma - 9. Sep, 13:02

das ist der punkt. ich fühle mich sehr selten entspannt. und wenn ich es bin, dann gibt es aus irgendeinem grunde krach. meistens weil ich etwas nicht beachtet oder ignoriert habe.
Herr B. - 9. Sep, 13:05

Und nun die Frage aller Fragen: Wie lange soll das noch so gehen? Ich erwarte keine Antwort ...
Lilli2412 - 9. Sep, 15:00

Herrje, das ist traurig. Ich wünsche dir sehr, dass sich die Situation bald klärt - wie auch immer.
Hier wurde schon alles gesagt, was mir dazu einfällt, deshalb bin ich jetzt mal still.
Herr B. - 9. Sep, 15:04

Danke Dir trotzdem :-)
logo

Alles auf Anfang

Jobsuche - beendet

Schweiz
Bewerbungen: 96
Interviews:       2
Absagen:        91

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Viel Vergnügen! Ich dachte,...
Viel Vergnügen! Ich dachte, es wird mal Zeit für etwas...
Herr B. - 24. Jul, 15:12
na, dann werde ich mich...
na, dann werde ich mich mal einlesen gehen :) liebe...
Oberansicht (Gast) - 24. Jul, 11:22
Danke für die Info! Eigentlich...
Danke für die Info! Eigentlich sollte es egal sein,...
Herr B. - 18. Jul, 16:31
http://herrbeh.blogspot.de / Fehler...
http://herrbeh.blogspot.de / Fehler gefunden!
Moonbrother - 18. Jul, 14:23
Der Link funktioniert...
Der Link funktioniert nicht (bei mir).
Moonbrother - 18. Jul, 13:13

Status

Online seit 6171 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 24. Jul, 15:12

Archiv

September 2009
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 6 
12
13
15
18
19
20
25
26
27
28
 
 
 
 
 

Besucher


Wo kommt Ihr her?

Countdown


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren