2
Mai
2014

Beziehungen

Wer diesen Blog schon länger besucht, wird sich ganz sicher noch an E. erinnern. Sie war jahrelang ein fortwährender Bestandteil meiner Posts. Auch wenn wir uns 2010 getrennt haben, blieb sie anschließend noch immer ein wichtiger, wertvoller Gesprächspartner für mich. Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch wenn wir viel weniger Kontakt haben, seit mein Schatz in mein Leben getreten ist. Nachdem wir uns nun nach längerer Pause neulich kurz in der Kantine trafen (wir arbeiten in der selben Firma, sehen uns in diesem riesigen Haus aber nur, wenn wir uns verabreden), haben wir beschlossen, dass wir mal wieder ein wenig mehr Zeit bräuchten, um uns in Ruhe zu unterhalten und auf den neuesten Stand zu bringen. Außerdem wollte sie gern meine Hilfe in Anspruch nehmen bei einem ihrer Gartenprojekte. Und so hab ich den gestrigen Feiertag genutzt und war seit langem mal wieder in ihrem Haus.

Es wurde ein sehr angenehmer Tag. Unser Verhältnis ist noch immer sehr herzlich, wir können über alle Themen sprechen, kennen uns einfach sehr gut und wissen, wovon der Andere redet, wie er es meint, und müssen kein Blatt vor den Mund nehmen. Sie freut sich sehr für mich und mein Glück und auch ihre Mutter, die nebenan wohnt und die ich kurz sah, meinte, ich hätte mich sehr verändert seit dem letzten Jahr und würde viel besser aussehen! Ich konnte das nur bestätigen - ich bin glücklich, und das sieht man mir offenbar auch an!

Wir hatten gestern viel Zeit und haben die Gelegenheit auch genutzt, noch einmal über "alte Zeiten" zu sprechen. E. hat unsere Beziehung damals von Anfang an als "Übergangsbeziehung" angesehen, was ich seinerzeit nicht wahrhaben wollte. Doch offenbar brauchte ich zu dieser Zeit eine Mentorin, um mich lösen und neue Wege gehen zu können. Wie sie selbst sagt, war ich in meiner Ehe damals komplett blockiert, emotional, gedanklich, körperlich, finanziell ... Und sie hat es geschafft, mich da raus zu holen, mir die Augen zu öffnen, neue Sichtweisen zu ermöglichen, mich wieder selbst zu lieben - eine Grundvoraussetzung für eine erfüllte Beziehung! Solange ich meine Sehnsüchte, Vorstellungen und Wünsche nur in die Partnerin projiziere, schaffe ich Abhängigkeiten, die der Beziehung nicht zuträglich sind. Ich musste "einfach" lernen, das Leben wieder zu genießen, mich gut zu fühlen und im Hier und Jetzt zu leben, ohne ständig nach vorn oder hinten zu schielen. Es war ein langer Weg, aber ich bin überzeugt davon, dass es meinen Schatz für mich nicht gäbe, wäre ich ihn nicht gegangen. Heute bin ich mit mir selbst im Reinen (sehen wir mal davon ab, dass es Dinge aus meiner Kindheit im Verhältnis zu meiner Mutter gibt, die vielleicht noch aufzuarbeiten wären) und kann meine jetzige Beziehung als wundervolle Bereicherung empfinden und genießen. Ich weiß, dass es nicht ums Besitzen geht, um Erwartungen, Ansprüche. Es ist ein lustvolles und liebevolles, achtsames Miteinander (verbal und nonverbal), ein Geben und Nehmen, dass es uns beiden ermöglicht, uns weiter zu entwickeln und trotzdem zu sein und angenommen zu werden, wie man ist.

So manche Aussage von E. sehe ich auch inzwischen differenzierter als früher. Sie selbst ist ja ein etwas herber Typ und versprüht bei weitem nicht diese Fraulichkeit und Sinnlichkeit wie meine Liebste. Und so relativiere ich nun auch ihre immer wieder geäußerte Meinung, ich müsse noch härter sein, dominanter, männlicher, muskulöser. Sie mag diesen Typ Mann - stark, groß, machohaft. Das bin ich aber nur sehr begrenzt, alles darüber hinaus wäre gespielt und das wäre nicht ich. Es bringt daher nichts, diesem Anspruch um jeden Preis gerecht werden zu wollen, ich bleibe lieber natürlich. Und mein Schatz zeigt mir, dass meine Ausstrahlung darunter nicht leidet. ;-)

Auch über das jähe Ende damals im Jahre 2010 haben wir gesprochen. Sie sagte mir gestern, dass es ihr sehr leid tat und genauso schmerzte wie bei mir, als es so zu Ende ging. Aber wir waren an einem Punkt angekommen, an dem es nicht mehr weiter ging. Das sehe ich heute auch so, damals brach aber eine Welt für mich zusammen. Ich wurde quasi über Nacht allein gelassen. Die Zeichen schon Wochen vorher hatte ich nicht erkennen wollen. Nur auf eines war ich schon damals stolz: Ich habe diese Entscheidung, jetzt zu gehen, allein und ohne Hilfe getroffen und innerhalb kurzer Zeit durchgezogen. Dazu wäre ich drei Jahre zuvor niemals fähig gewesen. Ich habe dann eine Zeit lang sehr gelitten, viel nachgedacht, und das, was mir auf sanfte Art "beigebracht" wurde, konnte langsam Wirkung zeigen.

Und nun bin ich an diesem Punkt angelangt, an dem mein Leben so lebenswert ist, wo ich die Vorfreude auf das nächste Wiedersehen mit meinem Schatz genießen kann, am Samstagmorgen wach werde und einen schönen, freien Tag verlebe, ohne mich einsam zu fühlen, mich auf dem Balkon an den selbst gesähten Blumen freue (wäre früher undenkbar gewesen, alles Grüne war nur Stress und Arbeit) und sogar den Fluglärm nicht mehr ganz so ärgerlich finde (schließlich profitiere ich alle zwei Wochen auch mal davon ...).

War das nun alles Zufall oder vorherbestimmt? Sollte es genau so passieren, um zu lernen und mich weiter zu entwickeln? Letztlich spielt es keine Rolle, wie man dazu steht und ob man daran glauben möchte oder nicht. Ich bin jedenfalls dankbar, dass es so gekommen ist, auch wenn die Erfahrungen manchmal sehr schmerzhaft waren. Es bleiben nun noch (hoffentlich) recht viele Jahre, um das Leben zu genießen.

In diesem Sinne - ein schönes Wochenende!
morgenrot (Gast) - 2. Mai, 15:02

Sehr schön geschrieben...

Herr B. - 2. Mai, 16:16

Dankeschön! Ich hab knapp 48 Jahre gebraucht, um das so schreiben zu können. ;-)
schlafmuetze - 4. Mai, 21:16

Lieber Herr B.

Heute las ich folgendes Zitat:
„Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: erstens durch nachdenken, das ist der edelste, zweitens durch nachahmen, das ist der leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.“
(Konfuzius - Begründer des Konfuzianismus)
.. und aus meinem eigenen Erfahrungsfundus kann ich auch etwas beisteuern: Erst wenn man dunkle Zeiten durchlebt hat, kann man gute Zeiten richtig wertschätzen.
Ganz liebe Grüße sende ich dir :-)

Herr B. - 5. Mai, 06:19

Das ist sehr wahr!
Wenn wir wirklich auf der Erde sind, um etwas zu lernen, dann hab ich das in diesem Leben zumindest in Sachen "Beziehungen" schon reichlich getan. :-) Nun kann ich mich davon erholen und genießen.

Liebe Grüße!
flyhigher - 6. Mai, 08:26

Nix im Leben ist Zufall. Es dient irgendwie alles einer höheren Bestimmung, würde ich sagen. Zumindest würde ich das so sehen, wenn ich auf meinen Weg schaue. Alles was vorher war, hat sein müssen, um heute diejenige sein zu dürfen, die ich bin, und eine Beziehung führen zu dürfen, wie ich sie führe. Das Leben ist ein Lernprozess. Die einen lernen's, die anderen nicht. Diejenigen, die es lernen, dürfen irgendwann mal ankommen. Das ist dann sozusagen die Belohnung. Ich bin der Meinung, dass das jeder haben könnte, jeder erleben dürfte, wenn er bereit wäre, sich selbst zu entwickeln. Dazu bedarf es viel Mut, viel Arbeit, viel Leid... aber dann, dann ist es quasi das Paradies. Leider gehen diesen Weg, der zugegebener Maßen wirklich steinig ist, nicht allzu viele. Der Witz dabei ist für mich immer, dass der Weg, den sie beschritten haben, auch steinig, manchmal sogar noch steiniger ist, weil sie sich ja in einer "Erlebnisschleife" befinden! Trotzdem ist eine Weiterentwicklung irgendwie nicht machbar, weil sie in ihren Vorstellungen so verhaftet sind, dass sie da nicht rauskommen WOLLEN.
Wie auch immer, ich freue mich für dich, dass du da bist, wo du bist, dass du das, was war, als das anerkennen kannst, was nötig war, um da hin zu gelangen, und der Rest, der wird sich für dich auch noch so fügen, wie es für dich und dein Leben gut und richtig ist.

Herr B. - 6. Mai, 11:32

Sehr weise Worte, vielen Dank! Ich kann das alles so unterschreiben, und daher bin ich sicher, dass sich auch hinsichtlich meines Umzuges irgendwann der richtige Weg zeigen wird, wenn es so weit ist ...
Liebe Grüße!
Elisabetta1 - 31. Mai, 14:08

Wie gut, dass es kein automatisches Löschen gibt, denn sonst würden Deine Worte vom 2. Mai nicht mehr hier stehen - Ablaufdatum! ;-))
Also kann ich auch am 31.5. noch lesen, was Dich so bewegt.
Es gibt keine Zufälle - meine persönliche Meinung aus gelebter Erfahrung. Es ist vorherbestimmt, davon bin ich überzeugt.
Wenn ich mein Leben - und das dauert ja schon ein bissl länger als Deines - so Revue passieren lasse, ist nacheinander immer das passiert, was ICH unbedingt nötig hatte. Beziehung-Trennung, Beziehung-Trennung, so-als-ob-Beziehung- Trennung, Beziehung. Ganz schön umtriebig würde ich sagen und trotzdem ein relativ ruhiges Leben und ein sehr gutes Einvernehmen mit den Verflossenen, ausgenommen mit der als-ob-Beziehung (Du weißt schon, wen ich meine)
Nie habe ich wirklich gesucht und die momentane Lebensform (und sie wird nicht mehr geändert!! *gg*) ist perfekt für mich - und meinen Partner natürlich auch.
Zweisamkeit und Freiheit aufgeteilt, kein Muss immer ein Wollen und Kompromisse sind an der Tagesordnung. (Wir sind beide Alpha-Tierchen)

Also, lieber Herr B. genieße die Zeit, so wie sie ist. Es ist DEINE (Eure) Zeit, die wurde Dir zugeteilt - von wem auch immer.
Ich wünsche Dir alles, alles Gute, viel Glück weiterhin und vor allem das "Aufgehobensein" in einer Familie. Schöööööön!
Bis zum Wiederlesen ( nur wenn ICH Dir schreibe, sonst leider nie! ;-(( --> nicht ernst gemeint *g*) liebe Grüße in die Hauptstadt!
Elisabetta

Herr B. - 31. Mai, 14:59

Danke Dir sehr! Oh ja, ich muss gestehen, dass ich ein säumiger Blog-Leser geworden bin. ;-) Ich bin halt so viel auf Reisen! Leider kann ich diese Zeit nicht dafür nutzen, denn im Flieger gibt es kein Internet, und in der Schweizer Bahn hab ich kein Daten-Netz. Aber ich hab vorhin mal geschaut und super schöne Bilder entdeckt. :-)

Hättest Du mir Deine Meinung vor ein paar Jahren geschrieben, hätte ich Dich wohl für ein wenig verrückt gehalten! Aber der Rückblick auf mein Leben der letzten Jahrzehnte zeigt mir, dass auch ich eine (positive) Entwicklung durchgemacht habe, und die jeweiligen Personen waren zum jeweiligen Zeitpunkt nötig, um mich entwickeln zu können, zu lernen, und Dinge anders wahrnehmen zu können. Es hört sich vielleicht etwas trivial an, aber ich bin heute ein ganz anderer Mensch als vor 15 Jahren! Im Grunde habe ich mich komplett verändert, und das bestätigt mir auch meine erste Frau. Der Panzer und die Beschränktheit, die mir durch meine nicht gerade glückliche Kindheit mitgegeben wurden, konnte ich inzwischen ablegen, und auch wenn es da sicherlich noch etwas aufzuarbeiten gibt, fühle ich mich heute endlich befreit und kann das Leben auf neue Weise genießen. Das ist ein großes Glück!

Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal!
Beate (Gast) - 20. Jun, 14:06

" Solange ich meine Sehnsüchte, Vorstellungen und Wünsche nur in die Partnerin projiziere, schaffe ich Abhängigkeiten, die der Beziehung nicht zuträglich sind. "

Allerdings kreist dieses Blog ausschließlich (!) um diese neue Beziehung: Treffen, Urlaube, Wochenenden... schon gemerkt?

Herr B. - 20. Jun, 15:02

Das stimmt. Heißt aber nicht, dass das alles in meinem Leben ist und ich ansonsten zu Hause sitze und Trübsal blase. Ich vermute nur, dass es nicht sonderlich spannend ist, wenn ich berichte, was es bei meinem Papa zu essen gab oder wo ich am vergangenen Wochenende spazieren gegangen bin oder dass ich bei einem Bekannten zum Reparieren des PC war. ;-)
Hier berichte ich schon seit Jahren hauptsächlich über meine Beziehungen oder auch die Zeit ohne. Es ist ein - zugegebenermaßen wichtiger - Bestandteil meines Lebens, aber eben nur ein gefilterter Teil davon. Den Rest behalte ich halt lieber für mich.
boelleli (Gast) - 31. Jul, 13:11

Genau!

Vielleicht hast Du meinen letzten Post ja noch nicht gelesen, aber das was Du hier schreibst, vorallem diesen einen Satz: "Solange ich meine Sehnsüchte, Vorstellungen und Wünsche nur in die Partnerin projiziere, schaffe ich Abhängigkeiten, die der Beziehung nicht zuträglich sind." beschreibt J.D. eigentlich genau. Und dies ist wohl auch der springende Punkt, weshalb dieses (meine) Beziehung nicht halten konnte...

Ich freue mich so für Euch beide und bin schon ganz gespannt auf euer Projekt ;-)

Alles Liebe aus der Schweiz!
boelleli

Herr B. - 31. Jul, 13:27

Hab es eben gelesen. ;-)
Diese Abhängigkeiten entstehen ja nicht bewusst, und man kann niemandem einen Vorwurf machen. Es ist eben menschlich, dass wir uns jemanden suchen, der uns das gibt, was uns fehlt, und es gehört viel Reife und Erfahrung dazu, um das zu reflektieren. Ich bin davor auch nicht gefeit und muss mich immer mal wieder hinterfragen. Zweisamkeit ist wundervoll und kann sehr bereichernd sein. Doch wenn man sich umklammert fühlt, tut sie nicht gut.

Momentan ist es etwas hektisch, was dieses Projekt angeht, aber ich hoffe, dass alles letztlich so läuft, wie wir es uns vorstellen. Und dann werden wir sicher berichten.

Übrigens sind wir letzte Woche über den Glaubenbüelenpass gefahren! :-)

Liebe Grüße und alles Gute aus Berlin!
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