21
Feb
2008

Steuerschuld

Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Leute es in unserem Land zu geben scheint, die mehr Steuern hinterziehen, als ich je im Leben überhaupt verdienen werde. Warum bekommen Menschen, die ohnehin schon Gehälter jenseits von Gut und Böse erhalten, den Hals nicht voll und müssen den Staat betrügen? Sicherlich ist das Steuersystem in unserem Land nicht das beste, aber rechtfertigt das Hinterziehung? Gerade die Reichen bezahlen die Steuern doch ohnehin aus ihrer Portokasse. Nicht umsonst kann Herr Zumwinkel so großzügig auf sein restliches Gehalt von rund 1 Mio. Euro verzichten.
Ich würde gern mal sehen, wie der gute Mann mit 200 Euro Kostgeld im Monat auskommt. Vermutlich müsste er spätestens nach drei Tagen betteln gehen. Wäre doch ein tolles Thema für eine neue Show a la Dschungel-Camp: Ich bin ein Millionär, gebt mir was zu essen!
esmee ragnatela - 21. Feb, 08:41

Dein Beitrag entbehrt nicht eines gewissen Witzes. Dennoch muss man ehrlicherweise sagen, nicht die dicken Fische, welche sich spektakulär in der Presse vorzeigen lassen, hinterziehen dem Staat die meisten Steuern, sondern die Masse der kleineren Steuerzahler. Natürlich ist es ärgerlich und auch zum wütend werden, wenn wir uns dass Gebaren des Herrn anschauen und ansehen müssen wie er darauf reagiert. Dennoch ist es eine Art Volkssport, wo kann ich am besten und schnellsten die wenigsten Steuern und Abgaben zahlen. Das machen die Menschen nicht, weil ein paar dicke Fische das auch tun, sondern weil sie schlicht keine Steuern zahlen wollen. Und wenn dass dann schon sein muss, dann bitte so wenig wie möglich. Gleichzeitig will aber jeder, dass Kindergärten am besten umsonst und Schulmaterial und die Lehrkräfte zum Nulltarif zu haben sind, die Krankenhäuser sich von selbst ohne Kosten heilen oder verwalten, und die Straßen und der öffentliche Verkehr von Zauberhand in Ordnung gehalten wird. Sooo, geht es eben nicht. Solange nur der Steuern zahlt, dessen Möglichkeiten der Abschreibung und Steuerberatung nur unzureichend sind, solange werden wir ein ungleiches System behalten. Die Quintessenz darf deshalb nur lauten, Vereinfachung des Steuergesetzes und damit verbunden ein Einheitssatz auf alle Einkünfte von pauschal 25%. Die einzige Ausnahme würde ich im Bereich der untersten Verdienstklassen machen. Wer gerade soviel bekommt, dass er seinen Lebensunterhalt auf Sozialhilfeniveau bestreiten kann, der wäre bei mir von der Steuer befreit. Und eines ist für mich auch noch klar, die Leute, welche die Steuern des Staates verwalten und nachweislich damit nicht, ihrer Verantwortung von der Position her nachkommen, die müssten bei mir mit ihrem eigenen Einkommen haften, so wie jeder Arzt es für seine „Kunstfehler“ auch tun muss.

Herr B. - 21. Feb, 09:30

Natürlich hast Du Recht, und das habe ich ja auch mit meiner Kritik am Steuersystem in Deutschland geäußert, dass das ganze System hier in Deutschland nicht gut funktioniert. Und dass jeder, gerade jetzt, wo das Geld immer knapper wird, versucht, Steuern zu "sparen", ist auch nachvollziehbar. Ich finde es nur verwerflich, dass Leute, die uns immer wieder erzählen wollen, wie toll es in unserem Land vorangeht und wie gut es und doch allen geht, die ersten sind, wenn es darum geht, sich das Geld anderer Leute in die Taschen zu stecken und zu "schummeln". Zeig mir z. B. mal einen Politiker, der nicht "hier" schreit, wenn es um die Erhöhung der Diäten geht, die von unseren Steuern bezahlt werden, um dann im Handumdrehen durch Steuererhöhung beim kleinen Mann diese Diäten zu finanzieren.
Und dann werden auch noch alle Lebensmittel, Strom, Benzin usw. drastisch teurer und ich soll mir anhören, dass die tolle Konjunktur uns allen hilft ...
Und ich denke nicht, dass es den meisten Menschen darum geht, Steuern zu hinterziehen, sondern eben NUR das zu zahlen, was vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist. Das ist bei den komplizierten Regelungen schwer genug. Zu verschenken haben wir eben nichts mehr. Deswegen muss es unbedingt gerechter werden.
esmee ragnatela - 21. Feb, 10:18

„…gerade jetzt, wo das Geld immer knapper wird, versucht, Steuern zu "sparen", ist auch nachvollziehbar.“

Das ist etwas, was mich dazu bringt zu fragen, ist es wirklich jetzt so? Ist es nicht eher so, dass die Menschen generell nicht Steuern zahlen wollen, weil sie den Eindruck haben, mit ihren Steuern wird alles gemacht, nur nichts für sie selbst. Es hat noch nie einen Staat gegeben, in dem freiwillig und gerne gezahlt wurde. Wir sind ein Staat wie ein Selbstbedienungsladen geworden, das Gemeinwohl wird nur dann als etwas Positives angenommen, wenn es einem selber auf die Füße hilft. Wenn wir etwas geben müssen, was wir nicht in irgendeiner Form von der Gesellschaft erstattet bekommen, dann wittern wir Verrat. Natürlich ist es verwerflich wenn sich, da sie ja eigentlich eine Vorbildfunktion haben sollen, Manager und Politiker die Taschen vollstopfen. Aber, bring du mir den Menschen der nicht vom großen Wurf träumt. Das hier mit aller HÄRTE und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ein Strafverfahren erfolgen müsste, ist ohne Frage. Aber und da denke ich dann auch wieder etwas allgemeiner, was ich den Großen ankreide, kann ich nicht im Kleinen genauso begehen. Die Steuerhinterziehung ist KEIN Kavaliersdelikt, weder im Kleinen noch im Großen und es muss ohne ansehen der Person gleich nach den Buchstaben des Gesetzes geahndet werden.

„...geht, Steuern zu hinterziehen, sondern eben NUR das zu zahlen, was vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist.“

Wenn jeder wirklich das zahlen würde, was an Gesetzesvorschrift abverlangt wird, dann würden nicht so viele bei der Steuererklärung schummeln oder schönrechnen oder wie auch immer man das bezeichnen will. Es steht aber eben auch außer Frage, dass mit den gezahlten Geldern vernünftig und nachvollziehbar gewirtschaftet werden muss. Was das Steuerkonzept anbelangt, da haben wir erheblichen Bedarf an Änderungen. Aber dazu muss gleichzeitig auch der Rest der Gesetze und Vorschriften von seinen Auslegungsbestimmungen und sonstigen Regeln befreit werden. So ein Objekt kann man aber nur angehen, wenn man bereit ist alle, ohne Ansehen gleichzuschalten.

???"Jeder denkt nur an sich, nur ich, ich denke an mich."???
Herr B. - 21. Feb, 10:35

Ich fange jetzt lieber nicht an, darüber nachzudenken, wofür so alles Steuergelder aus dem Fenster geworfen werden, und das mit beiden Händen. Ich sitze hier mittendrin, weiß also, wovon ich rede. Sicherlich ist mehr Sensibilität auf beiden Seiten notwendig, bei denen, die Steuern zahlen und vor allem auch bei denen, die sie wieder ausgeben.
Ich stimme Dir zu, dass die gleichen Regeln natürlich für alle gelten müssen. Und dass man "vom großen Wurf" träumt, ist auch nicht verwerflich. Nur behaupte ich für mich, dass ich den sicherlich nicht durch Betrug erreichen möchte. Ich kenne in meinem Umfeld niemanden, der in Saus und Braus lebt, alle sind brave Steuerzahler, die sich freuen, am Jahresende 2,50 Euro vom Fiskus erstattet zu bekommen. Wird man erst maßlos, wenn man ohnehin schon Geld ohne Ende hat? So wie Dagobert Duck? Ich für mich möchte nichts weiter, als mein Auskommen zu haben und nicht jeden Cent zwei Mal umdrehen zu müssen, so wie im Moment. Ich habe gar keine Chance, Steuern zu sparen, denn bei dem Einkommen zahle ich fast gar keine ... Und ich bin auch der Meinung, dass es mir früher besser ging. Bei den Spritpreisen fahre ich eben heute kein Auto mehr, bei den Preisen für Reisen kann ich mir keinen Flug mehr leisten und übernachte wieder in Jugendherbergen usw. usw. Also versuche ich doch um so mehr, Geld zu sparen, wo es geht. Und schaue mir meine Steuererklärung drei Mal an, bevor ich sie abgebe. Früher habe ich aus Faulheit, weil ich eine Versicherung nicht gefunden habe, gedacht, auf die 5 Euro Erstattung kannst Du verzichten. Das passiert mir heute nicht mehr!
esmee ragnatela - 21. Feb, 11:27

Da gebe ich dir recht, auch ich würde nicht auf die Teile der Steuerersparnis verzichten, welche mir der Staat zugesteht. Und wenn alles teurer wird, mein Einkommen also nicht mehr reicht für "Luxus", dann muss man sich etwas einfallen lassen. Bei mir stellt sich dann immer die Frage: "Wo spare ich, ohne das es schmerzt?" Nicht einfach zu beantworten, aber möglich. Ich achte zum Beispiel darauf, dass nur mal als Beispiel, die Zahncremetube wirklich leer ist, bevor ich sie entsorge. Das ist ein Schnitt mit der Schere und es langt noch einmal zum Zähne putzen. Desgleichen versuche ich, Werbebriefe oder deren Umschlaginnenseiten nicht direkt zu entsorgen, sondern sie viermal zu zerschneiden und die weiße Rückseite als Schnellnotizzettel am Telefon zu nutzen. Gelegentlich benutze ich auch die Rückseiten und drucke darauf meine Sachen, welche ich in den Unterlagen abheften muss. Es sind eigentlich die kleinen Dinge im Alltag, wo sich das meiste einsparen läßt. Das hat nichts mit Geiz ist g*** zu tun. Es ist einfach ein vernüftiger Weg die vorhandenen Dinge optimal und umweltschonend zu nutzen. Warum sollte ich neues Papier kaufen, wenn man mir teils sehr hochwertiges in den Briefkasten schmeißt?

Ob man mit zunehmendem Vermögen gieriger wird weis ich nicht, ich habe jedenfalls die Erfahrung im Leben gemacht, dass die Menschen, welche eh nicht viel haben, dass meiste geben, wenn es anderen nicht so gut geht. Es ist auch eine Frage der christlichen Einstellung oder Nächstenliebe oder wie auch immer man das bezeichnen will. Was unserer Gesellschaft da oben fehlt, ist der Bezug zum realistischen Leben. Denen wird es zu einfach gemacht und es wird zu lange toleriert, dass sie sich bedienen können wie sie möchten. Wenn wir also wollen, dass diese Gesellschaft sich ändert, dann dürfen wir schon im Kleinen nicht wegsehen, sondern müssen schon dort den Finger in die Wunde legen. Unsere Gesellschaft braucht wieder eine Moral.
Herr B. - 21. Feb, 11:33

Das kann ich jetzt eigentlich ohne weiteren Kommentar so stehen lassen :-)
Natürlich lässt sich immer irgendwo noch etwas sparen, so kaufe ich jetzt z. B. streng nach Sonderangeboten ein, auch wenn ich dadurch mal etwas länger mit dem Bus unterwegs bin. Markenprodukte gibt es schon lange nicht mehr in meinem Haushalt und McDonald's für Sohnemann wird nur genehmigt, wenn es Coupons dafür gibt ...
Mich ärgert nur, dass es einige gibt, die von Jahr zu Jahr weniger in der Tasche haben, während andere - ohne mehr zu leisten - das Geld scheffeln. Und an dieser Schieflage muss unbedingt etwas getan werden, sonst gibt es bald gar keinen Mittelstand mehr, sondern nur noch arm und reich.
esmee ragnatela - 21. Feb, 12:00

Den Zustand arm / reich gibt es ja schon, auch wenn wir uns daran noch nicht wirklich gewöhnt haben. Das 19te Jhd. läßt grüßen.
Herr B. - 21. Feb, 12:12

Viel fehlt nicht mehr, aber noch kann ich hier in der Stadt "die dazwischen" erkennen. Doch wie lange noch ...?
esmee ragnatela - 21. Feb, 17:36

Das ist gut so, aber ich finde bei manchen jungen Leuten ist das Prinzip schon wieder erreicht. In Servicebereichen 14 bis 16 Std. arbeiten, weil die Veranstaltungen eben so lange dauern und dann am nächsten morgen schon wieder anwesend sein müssen. Dazwischen haben die teilweise nicht mal acht Stunden frei und das zu Hungerlöhnen. Jetzt fragt sich natürlich mancher, warum lassen die sich dass gefallen? Ganz einfach, weil die Alternative arbeitslos heißt und das Zimmer bezahlt werden muss. Denn zu einer eigenen Wohnung langt es bei vielen schon nicht mehr, weil auch die Raumgröße, bei Bezuschussung durch den Staat, vorgeschrieben ist. Ich finde die Verhältnisse werden für die kleinen immer schlechter und für den ehemaligen Mittelstand ständig nach unten korrigiert. Ist wohl wirklich alles nur noch eine Frage der Zeit oder der Geduld der Betroffenen. Hoffentlich nicht irgendwann eine Revolte von unten, dass wäre ein verheerendes Problem für den Staat. Die in der Verantwortung stehenden sollten schnell handeln und zwar als Korrektiv zu Gunsten der kleinen und mittleren Einkommen, sonst wird es die da oben auch nicht mehr lange geben.

Nachtrag:
Da fällt mir gerade ein, da habe ich neulich gelesen, dass Gemeinden schon von ihren Landesverwaltungen dazu aufgefordert werden, kein Bauland mehr auszuweisen, weil die die Leute wieder an die Städte binden wollen, um dort die Kräfte der Bevölkerung so zu konzentrieren, dass die Infrastrukturen auf dem Lande gekappt bzw. eingeschränkt werden können. Hört, hört! Klingt doch ganz nach preussischen Verhältnissen, nur ein bisschen eingeschränkter.
Herr B. - 21. Feb, 18:18

Es bleibt abzuwarten, wohin die Entwicklung geht und ob die Regierung in der Lage ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen und dann vor allem auch zu handeln. Uns beiden wird das kaum noch helfen, aber wenn ich an meinen Knirps denke, der das ganze Leben noch vor sich hat, mache ich mir schon Sorgen. Auch wenn die geburtenstärksten Jahrgänge vorüber sind und die Chancen auf einen Ausbildungsplatz in den nächsten Jahre (hoffentlich) wieder steigen.
deprifrei-leben - 21. Feb, 19:33

Bei Herrn Zumwinkel ist es ja noch erstaunlicher, weil ich es eher solchen Leuten wie Herrn Ackermann zugetraut hätte. Zumwinkel wirkte fast bis zum Ende als sozialer Manager, der nicht auf Billiglöhne setzte und den Mindestlohn in seiner Branche durchsetzte, warscheinlich die letzte Grosstat von ihm.
Ich verstehe auch nicht, was ihn dazu geritten hat, eine mickrige Million zu hinterziehen, wenn man es in Relation zu seinen anderen vielen Millionen sieht. Wobei für mich würde eine Million bedeuten, dass ich ruhiger schlafen könnte. Für Zumwinkel bedeutet die eine Million viele schlaflose Nächte.

Herr B. - 21. Feb, 19:47

Ich fürchte, wenn man nur lange genug recherchieren könnte, würde es kaum jemanden geben, der nicht irgendwie, irgendwo seine Schäfchen ins Trockene zu bringen versucht, egal, wie sozial er sich nach außen darstellt. Nicht umsonst gibt es fast jeden Monat irgendwelche Skandale in diese Richtung. Und das werden wir nicht ändern können, das ist einfach unsere Gesellschaft. Leider.
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