Neulich bei LIDL: Ich war mit meinem Sohn einkaufen. Er schob den Einkaufswagen zum Ausgang. Ein älterer Mann sah meinen Sohn kommen und hielt ihm die Tür auf. Sohnemann schob den Wagen durch die Tür und sagte, ganz ohne besondere Betonung: "Danke!". So, als hätte der Mann einen Todesschrei gehört, schnellte sein Kopf völlig entsetzt in die Richtung, aus der dieses unbekannte Wort zu kommen schien. Dann entspannten sich seine Gesichtszüge und er lächelte mich wohlwollend an, als wollte er mir sagen: Gut erzogen, ihr Kind!
Sind solche simplen verbalen Gesten heutzutage wirklich so selten geworden, dass man sie gar nicht mehr für möglich hält?
Wie viele Gespräche kann man eigentlich gleichzeitig führen? Wie viele Handys braucht man, um "in" zu sein? Braucht man Handys eigentlich nur noch zum Angeben und zum lauten Musik hören, kann man damit überhaupt noch telefonieren?
Vorhin in der U-Bahn trafen sich drei ca. 15jährige, und die erste Frage war tatsächlich: Wie viele Handys hast'n Du dabei? Woraufhin der Gefragte dann mal eben drei Stück aus diversen Hosen- und Jackentaschen zog.
Während der Fahrt wurden dann auch alle benutzt, zum Tippen (SMS?), zum Telefonieren, zum Einfach-in-der-Hand-halten.
Da kam ich mir so armselig vor mit meinem einsamen Handy.
War ich froh, heute die U-Bahn gewählt zu haben, als ich mit meinem Sohn in die Stadt fuhr. Während wir uns im Aquarium bunte Fische ansahen ("Guck mal, Nemo!"), regnete es draußen und wurde richtig schön glatt. Wir hatten dann zwar etwas Mühe, bis zum Bahnhof zu kommen, konnten aber entspannt nach Hause fahren. Und meine Sommerreifen waren sicher auch erleichtert, heute nicht rollen zu müssen :-)